Bei den vielen verschiedenen Formen von Extremismus fällt es schon schwer, ein allgemeingültiges Schema zu entwickeln, um den Begriff „Extremismus“ selbst zu definieren. Dies haben wir im letzten Artikel bereits versucht. Noch einen Level schwieriger ist es allerdings, dieses Schema nun anzuwenden und verschiedene Gruppierungen nach ihrem Extremismus-Potenzial zu beurteilen. Doch das ist unbedingt notwendig, wenn man sachlich und fundiert herausstellen möchte, wer nun wirklich die gefährlichsten Extremisten sind. Und welchen Gruppierungen man deshalb vielleicht schärfer entgegentreten sollte, als anderen. Zu welchen Ergebnissen ich dabei gekommen bin, erfährst du hier!
Wer gehört überhaupt dazu?
Wer ist eigentlich alles ein Extremist? Bevor ich dir darauf eine Antwort gebe, muss ich eine Sache erst einmal ausdrücklich klarstellen. Du musst meine Position, die ich hier vertrete, natürlich nicht teilen und darfst gerne eine eigene Meinung haben. Denn sicher gibt es auch andere Perspektiven und gute Argumente, um zu einem anderen Urteil zu kommen! Bei der Bewertung von Extremisten tut sich nämlich vor allem deshalb ein Problem auf, weil die Mehrheit der Bevölkerung bei den Begriffen „Extremismus“, „extremistisch“ und „Extremisten“ zunächst wohl erst einmal drei besonders auffällige Gruppierungen auf dem Schirm hat:
- Linksextremisten
- Rechtsextremisten
- Islamisten
Und da hört die Liste für die meisten oft schon auf. Da diese drei Gruppen in der Mehrheit der Bevölkerung sicher nur wenig Sympathie genießen, und besonders die letzten beiden mit Menschenverachtung, Unterdrückung und grausamster Gewalt in Verbindung gebracht werden, ist der Begriff „Extremismus“ deutlich negativ konnotiert. Ich möchte trotzdem einen Schritt weitergehen und die These äußern:
Jede Religion, jede Weltanschauung, jede Philosophie, jede Lebenseinstellung und sogar jedes Hobby kann sich zu einer Form von Extremismus auswachsen.
Der Punkt ist nämlich folgender: wenn wir egal welches Thema zum wichtigsten Teil unserer Identität und zum Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens machen, dann kann das zum Problem werden. So reagieren wir zunehmend ablehnend auf Menschen, die damit überhaupt nichts anfangen können. Und wir reagieren verletzt, als ob man uns persönlich angegriffen hätte, wenn es jemand wagt, nur das Objekt oder die Leitfigur unserer Begeisterung zu kritisieren oder gar zu schmähen.
Einige Fußballfans fangen deswegen sogar Prügeleien mit anderen an. Streng religiöse Menschen schwören denen Rache und Vergeltung, die sich über ihren Gott oder ihren Propheten lustig machen. Sogar manche Musikfans neigen zur extremen Gewalt. Ein Beispiel ist Mark David Chapman, ein enthusiastischer Fan von John Lennon, der aus Enttäuschung über sein Idol einerseits, aus eigener Geltungssucht andererseits den berühmten Beatles-Sänger und Songwriter erschoss. Chapman erfüllt somit definitiv die Definition eines psychisch kranken, von seinem Enthusiasmus geradezu völlig aufgezehrten Extremisten. Überhaupt werden die viele Extremisten erst dann so richtig gefährlich, wenn sie psychisch nicht stabil sind.
Vorsicht bei Verallgemeinerungen!
Das bedeutet für mich, dass man beim Begriff „Extremismus“ auf keinen Fall zur Verallgemeinerung verwenden sollte. Man muss sehr vorsichtig sein, wenn man bestimmte Gruppierungen mit diesem Attribut versehen möchte, denn es trifft nur auf sehr wenige zu, dass sie schon im Kern extremistisch geprägt und ideologisch aufgestellt sind. Bei einigen Gruppierungen, die oft in mit dem Extremismusvorwurf konfrontiert werden, ist nämlich nur ein kleiner Teil ihrer Mitglieder tatsächlich extremistisch eingestellt, während der Großteil absolut in der Mitte der Gesellschaft steht. Viele sind höchstens Mitläufer, aber sie tragen nicht oder nur schwach die entscheidenden Merkmale wie Fundamentalismus, Absolutismus, Fanatismus, Radikalismus und Dogmatismus und verstehen sich auch nicht als Missionare.
Mit fallen hierbei vor allem folgende Gruppierungen ein, auf die das zutreffen könnte:
- Anarchisten
- Antifa
- Enthusiastische Musik-Fans
- Evangelikale Freikirchler (Methodisten, Baptisten, Siebenten-Tages-Adventisten, Pfingstkirchler…)
- Flacherdler
- Fußballfans / Ultras / Hooligans
- Jagdgegner
- Jäger
- Klimawandel-Skeptiker
- Klimaprotestler / Letzte Generation / Extinction Rebellion
- Landwirte
- Landwirtschaftsgegner / Tierrechtler (PETA)
- PEGIDA
- Prepper
- Rocker-Gangs / Motorradclubs
- Sekten (u.a. Scientology)
- Traditionalistische Katholiken
- Umweltschützer
- Veganer
- Zeugen Jehovas
Viele Mitglieder dieser Gruppierungen sehen sich oft zu Unrecht dem Vorwurf gegenüber, Extremisten zu sein. So dürfte sich so mancher enthusiastischer Fan einer Musikband oder begeistertes Mitglied bzw. Förderer eines Fußballvereins sicher angegriffen fühlen und mich für bescheuert erklären, wenn ich ihn als Extremisten bezeichne. Ist jeder Landwirt oder Jäger auch ein Extremist? Und schwimmt ein Tierschützer etwa mit Nazis, Autonomen, und salafistischen Bombenlegern im gleichen Pool? Natürlich nicht! Nur weil es einige wenige Bekloppte in allen diesen Gruppierungen gibt, darf man von diesen nicht auf den ganzen Rest schließen.
Idioten gibt es überall!
Tatsächlich gibt es militante Veganer, die jeden von ihrer Lebensweise überzeugen wollen. Es gibt auch schießwütige Vollpfosten, die mehr Tierquäler als ehrenwerte Waidleute sind. Daneben gibt es aber auch irre Jagdgegner, die Hochsitze ansägen und damit Menschenleben gefährden. Auch selbsterklärte Tier-, Umwelt und Klimaschützer, die mit ihren radikalen Aktionen ihrer Bewegung schon häufig einen Bärendienst erwiesen haben. Aber Idioten gibt es überall! Jeder kennt solche Idioten, wenn er sich für eine bestimmte Sache begeistert. Ich als Urzeit-Fan kenne z.B. sogar ein paar ziemliche Idioten aus dem Fachbereich der Paläontologie und Archäologie.
Du wirst mir sicher zustimmen: auch wenn du selbst einer der oben genannten Gruppierungen angehörst, wenn du Mitglied einer Freikirche bist, oder Unterstützer eines Motorradclubs, in der Fan-Szene einer Musikband oder eines Fußballclubs, dann kennst du solche Leute auch. Solche, die es mit ihrem Enthusiasmus in extremer Weise übertreiben. Und wenn du mir da absolut nicht zustimmen kannst, wenn du wirklich keinen einzigen Idioten kennst, dann kennst du vielleicht aus einem ganz bestimmten Grund keinen.
Abgrenzung von den Falschen, Solidarität mit den Richtigen
Der Punkt ist hier: wir können eine Gruppierung nur dann als wirklich extremistisch einstufen, wenn wirklich alle ihre Mitglieder die Definition von Extremismus erfüllen. Und das ist nur bei sehr wenigen wirklich der Fall. Insbesondere müssen wir uns aber, wenn wir einer der Gruppierungen angehören, die oft unter einem gewissen Generalverdacht stehen, von den Extremisten in unseren Reihen scharf distanzieren. Aber dafür müssen wir uns zuerst einmal selbst eingestehen, dass es bei uns darin gibt, und das „uns“ auch mal kritisch überdenken!
Leider tun das viele dieser Gruppierungen nicht, oder nicht oft oder nicht deutlich genug. Und dadurch entstehen solche Vorwürfe, oder das kritische Bild, dass sie in der Gesellschaft genießen. Hier sollten wir also selbst ein bisschen „radikaler“ werden, und keine Scheu haben, denen die Stirn zu bieten, die es zu weit treiben. Falsche Solidarität mit extremen „Mitstreitern“ ist immer ein Bärendienst für unsere Leidenschaften und die Inhalte, die wir selbst vertreten und erreichen wollen. Hören wir also damit auf, zu falschen Freunden zu stehen!
Es ist im Grunde gar nicht schwer, solche „falschen“ Freunde zu entlarven. Fanatische Extremisten gehen strikt nur den einen Weg, sind unerbittlich und hochemotional in ihrem Fanatismus. Die „richtigen“ zeichnen sich dagegen durch Geduld, Hingabe, Verständnis und Toleranz aus. Wir sollten hierbei auch immer an uns selbst arbeiten und uns sowie unsere Leidenschaften hinterfragen. Nehmen wir dazu am besten eine Perspektive von außen ein: gefalle ich mir eigentlich selbst in der Rolle, die ich im Leben, in meinem Umfeld einnehme? Wenn wir an uns aber eine tiefsitzende Unzufriedenheit bemerken, sollten wir den Hintergründen dazu an uns selbst auf den Grund gehen, anstatt die Antworten in irgendwelchen Ideologien zu suchen und uns darin zu versteifen.
Extremismus – Ein Generationenproblem?
Man könnte schnell auf die Idee kommen, dass Extremismus vor allem ein Problem der älteren Generation sein sollte. Es wäre jedenfalls leichter zu erklären. Menschen, die mit einem gewissen Zeitgeist aufgewachsen sind, wurden davon sicher beeinflusst und geprägt. Bis vor noch nicht allzu langer Zeit bestanden ja auch bei uns in Deutschland noch autokratische, von Extremisten geführte Staatsformen, nämlich das Dritte Reich und die DDR. Die älteren Menschen in unserem Land, damals natürlich noch Kinder, wurden von deren Propaganda beeinflusst und geprägt, und ihnen wurden in der Schule viele Inhalte indoktriniert, die heute überholt und als absolut falsch widerlegt wurden. Wer von Rassisten und Faschisten, oder auch von Sozialisten und Kommunisten aufgezogen und indoktriniert wurde, hätte nach dieser These eine hohe Wahrscheinlichkeit, selbst einer zu werden und auch zu bleiben, selbst lange Zeit nach der Abschaffung dieser Unrechtsstaaten.
Doch interessanterweise lässt sich das kaum bestätigen. Extremismus ist nicht etwa verstärkt bei Älteren zu beobachten. Tatsächlich stehen die ganz alten, also die in den 30ern und 40ern aufgewachsenen Kinder, mehrheitlich einer extremistischen Grundeinstellung am kritischsten gegenüber. Aus den Generationen der 50er, 60er und 70er, den sogenannten „Boomern“, haben wir tatsächlich deutlich mehr Menschen mit tendenziell oder auch offen extremistischen Einstellungen. Und auch in den jüngeren Generationen, also den Kindern, die in den letzten 40 Jahren geboren wurden, ist Extremismus erschreckend weit verbreitet. Doch wieso ist das so? Studien von Russsel J. Dalton, Mohammed Hafez und Creighton Mullins sowie Fabian Virchow und Julia Kopp haben sich mit dieser Frage und auch den Gründen für Radikalisierung und Extremismus bereits eingehend beschäftigt. Wer sie nachlesen möchte, klickt bitte auf die Links. Hier fasse ich die Erkenntnisse aus den Studien nur mit eigenen Worten zusammen.
Ältere Generationen (geboren in den 1920er, 1930er und 1940er Jahren):
Diese Generationen haben den Zweiten Weltkrieg und seine unmittelbaren Folgen wie auch die Nachkriegszeit direkt miterlebt. Dies hat zu komplexen individuellen und kollektiven Erinnerungen und Erfahrungen geführt. Während viele Deutsche dieser Generation den Nationalsozialismus und seine Ideologie aufs Schärfste ablehnen und aufgrund ihrer direkten Erfahrungen damit verurteilen, gibt es nur eine kleine Minderheit in dieser Altersgruppe, die extremistische und insbesondere rechtsradikale Ansichten beibehalten hat.
Mittlere Generationen (geboren in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren):
Diese Generationen sind in den Nachkriegsjahren und der Zeit des Wirtschaftswunders aufgewachsen. Sie haben die Studentenbewegungen der 1960er Jahre, den Kalten Krieg und die Aufarbeitung mit der düsteren Vergangenheit Deutschlands erlebt. Während viele dieser Generationen eine demokratische und offene Einstellung entwickelten, gibt es auch hier eine Minderheit, die extremistische oder rechtsextremistische Positionen vertritt. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Altersgruppe ist in der DDR aufgewachsen und hat den Sozialismus direkt als eine Form von Autokratie miterlebt. Dass gerade in den neuen Bundesländern und in den mittleren Generationen heute die breiteste Zustimmung für rechtsradikale Inhalte vorherrscht, mag dabei fast ironisch wirken.
Doch liegen die Gründe dafür in der Politik der letzten drei Jahrzehnte begründet. Die mittlere Generation ist dort mit einem als geradezu utopisch empfundenen Weltbild über den „Westen“ aufgewachsen, und viele hatten nach der Wende große Erwartungen, dass auch ihre Heimat von dem Wirtschaftswunder profitieren würde. Die Modernisierung in den neuen Bundesländern erfolgte aber nur schleppend. Tatsächlich herrscht noch heute ein großes Ungleichgewicht in der Lohnverteilung zwischen Ost und West vor. Für viele wurde es somit nicht besser, als die DDR unterging, im Gegenteil. Vielerorts kämpfen die Menschen besonders aus den niedrigeren sozialen Milieus um ihr Existenzminimum. Perspektiven für gesellschaftlichen Aufstieg gibt es dort nur wenige. Und so herrscht bei vielen eine starke Unzufriedenheit vor, die sich Populisten natürlich zunutze machen, um daraus Hass und Umsturzgedankengut zu fördern.
Jüngere Generationen (geboren in den 1980er, 1990er und 2000er Jahren):
Es ist zwar richtig und wichtig zu erwähnen, dass die Mehrheit der jüngeren dem Rechtsstaat und der Demokratie positiv gegenübersteht und aus der Geschichte gelernt hat. Doch eine Minderheit, die bei uns gar nicht mal so klein und unbedeutend ist, fühlt und denkt anders. Wir alle haben schließlich die Herausforderungen der letzten Jahre, insbesondere mit Integration und Migration in Deutschland erlebt, vor allem im Kontext der wachsenden Zahl von Geflüchteten seit 2015. Es gibt Anzeichen dafür, dass extremistische Ansichten in einigen Teilen der jüngeren Generationen immer mehr an Bedeutung gewinnen, insbesondere im Kontext des wachsenden Rechtsextremismus und rechtsextremistischer Gewalttaten in Deutschland. Viele jüngere fühlen sich von der Gesellschaft abgehängt. Sie haben wachsende Zukunftsängste, die mit Blick auf die Wirtschaftskrise und andere globale wie auch regionale Probleme auch durchaus verständlich sind.
Ich selbst gehöre auch zu dieser Generation. Viele meiner Leser sicher auch. Wir sind Millennials. So nennt man Angehörige der sogenannten Generation Y, also Leute, die zwischen 1980 und 1995 geboren sind. Unsere Generation ist in einer globalisierten Welt und in einer Gesellschaft aufgewachsen, die sich intensiv mit ihrer Vergangenheit, insbesondere mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus, auseinandersetzen musste. Außerdem sind wir die allererste Generation, die schon in ihrer Kindheit und Jugend erstmalig mit den neuartigen Informationsmedien und -Technologien in Berührung kam, die heute in unserem Alltag selbstverständlich sind: Internet, Handys, Smartphones, Social Media und künstliche Intelligenz. Man sollte doch meinen, dass unsere Generation, die intensivst Aufklärung über die Gefahren von Extremismus erfahren hat, und die außerdem am besten mit den neuen Technologien und der ständigen Verfügbarkeit von Informationen umgehen können sollte, am wenigsten bereit ist, den Bullshit von Populisten und Demagogen zu fressen, oder? Doch Pustekuchen.
Welche Extremisten sind am gefährlichsten?
Du hast beim Lesen und Nachdenken über diese Punkte nun wahrscheinlich verstanden, warum manche Formen von Extremismus vielleicht nicht harmlos, aber um einiges weniger gefährlich und abscheulich sind als andere. Allerdings, und das muss betont werden, kann sich jede Form von Extremismus auch weiterentwickeln, und dann ebenfalls zu einem massiven Problem in der Gesellschaft werden, wenn ihre Mitglieder radikalisieren und dann auch gewaltbereiter werden. Genauso können sich (manche!) Formen von Extremismus auch zurücknehmen und deradikalisieren. Es ist also schwer, die verschiedenen Formen von Extremismus zu „ranken“, also ihrer Gefährlichkeit nach zu ordnen. Denn das kann morgen schon wieder ganz anders aussehen als heute!
Linksextremisten
In den 1970ern etwa wurde der Linksextremismus zum Beispiel als die wohl gefährlichste Form des Extremismus betrachtet, aufgrund des Terrors, den die RAF verbreitete. Heute sind linksextremistisch motivierte Gewalttaten gegen Personen aber deutlich zurückgegangen, und Linksextreme machen vor allem durch Anschläge auf Sachgüter von sich reden. Die hierbei hervorgerufenen Sachschäden summieren sich jedes Jahr jedoch in Millionenhöhe. Im Vergleich zum Vorjahr ging im Jahr 2022 die Zahl der erfassten linksextremistisch motivierten Straftaten in Deutschland um 37,4 % zurück. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 3.847 Straftaten mit linksextremistischem Hintergrund erfasst, davon 602 Gewalttaten. Seit 1990 wurden in Deutschland nachweislich 4 Menschen bei linksextremistischen Gewaltaktionen getötet. Diese richteten sich alle ohne Ausnahme gegen Rechtsextremisten.
Rechtsextremisten
Heute kommt der Terror mit Brandanschlägen und politischen Morden aber überwältigender Mehrheit von rechts, vor allem von Neonazis. Man denke dabei z.B. an die Anschläge des NSU, oder die vielen anderen Mordanschläge aus den letzten Jahren, wie etwa in Halle oder Hanau. Seit meinem Geburtsjahr 1984 hat es in Deutschland mindestens einen rechtsextremistisch motivierten Mord pro Jahr gegeben. Insgesamt starben durch rechtsextremistischen Terror seit 1990 mehr als 198 Menschen.
Aktiv auf die Abschaffung unserer Demokratie arbeitet auch die rechtskonservative Reichsbürgerbewegung hin. Diese hat dazu bereits nachweislich Anschläge geplant, auch wenn diese bislang noch alle vereitelt werden konnten. Wir erinnern uns sicher noch alle daran, dass einige dieser Extremisten bei einer Querdenker-Demonstration versucht haben, den Bundestag zu stürmen. Auch wenn diese Deppen bislang zu blöd waren, um eine ihrer Ideen in einen Erfolg zu verwandeln, droht uns aus dieser Szene definitiv trotzdem Gefahr für unseren Rechtsstaat.
Religiöser Extremismus
Auch religiöse Fanatiker stellen, gerade jetzt aufgrund der kritischen Lage in Nahost, eine Bedrohung für unseren Rechtsstaat dar. Es ist absolut nicht islamfeindlich gemeint, und ich setze „islamisch“ auch absolut nicht mit „islamistisch“ gleich, wenn ich aber als Tatsache feststelle: derzeit geht auf Basis von Religion tatsächlich nur von islamistischen Fanatikern eine direkte Gefahr und Bedrohung aus. Christlichen oder jüdischen Terror gibt es in Deutschland praktisch nicht. Und nein, es ist völlig unerheblich, ob ein rechtsradikaler Attentäter vielleicht getauft war. Seine Radikalisierung und Gewaltmotivation haben nur wenig bis nichts mit seiner Religiosität zu tun. Bei Islamisten ist ihr Glaube, besonders ihr starker Absolutheitsanspruch und Feindbilddenken, aber das direkt zu identifizierende Leitmotiv.
In Deutschland wurden in den letzten Jahren mehrere Anschläge mit islamistischen Motiven vereitelt. Der letzte Terroranschlag eines islamistischen Extremisten liegt schon ein paar Jahre zurück, doch ist der Angriff auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 noch vielen deutlich im Gedächtnis. Bei vielen weiteren Gewalttaten, die sich seither ereignet haben, ist es nur schwer nachzuweisen, ob diese auch religiös motiviert waren. Es liegt bei vielen schrecklichen Morden jedoch oft nahe.
… und der kommt nicht nur von Islamisten!
Auffällig ist aber auch, dass bei nahezu jeder Gewalttat, besonders jedem Messerstich, sofort die Frage nach der Nationalität und der Religion des Täters gestellt wird. Tatsächlich bekommen Taten, die von Menschen mit (muslimischem!) Migrationshintergrund verübt wurden, eine deutlich höhere mediale Aufmerksamkeit als andere Gewalttaten. Statistisch betrachtet machen diese aber keinen großen Anteil an der Gesamtzahl von Gewalttaten aus. Die ständige Stigmatisierung, die Muslime durch islamistische Terror- und Gewaltakte selbst erfahren, ist nicht anders als rassistisch zu bewerten. Und da müssen wir, nämlich die, die keine Muslime sind, uns alle zuerst einmal an die eigene Nase fassen! Trotzdem kann die Gefahr, die durch religiösen Fanatismus ausgeht, auch bei uns in Deutschland nicht als zu hoch eingeschätzt werden.
Und diese Gefahr geht auch von christlichen Hardlinern aus. Extremisten aus dem Umfeld konservativer Katholiken und auch evangelikalen Freikirchen sind in Sachen Hass und Hetze nicht weniger radikal und fanatisch aufgestellt als Islamisten. Mit denen haben sie sogar mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, wie z.B. bei ihren Feindbildern. Andersgläubige, Nichtgläubige, aber auch Homosexuelle, Transsexuelle und andere Minderheiten müssen auch von christlicher Seite aus Repressalien befürchten.
Für mich selbst ein besonderes Ärgernis, dem ich immer wieder begegne, ist auch die wissenschaftsleugnerische Form des Kreationismus, der von all diesen Gruppierungen vertreten wird. Sie glauben an eine wortwörtliche Auslegung der Bibel. Und da in der Bibel nicht nur die Sache mit der Schöpfungsgeschichte steht, sondern auch ziemlich viel menschenverachtender und brutaler Krams, kann man die Gefahr, die von diesen Leuten, auch nicht als zu gerin einschätzen.
Aus diesem Grund habe ich zum Kreationismus auch bereits ein eigenes Statement geschrieben. Bei Interesse darfst du gern links auf das Bild klicken! |
Klima-Extremisten
Klima-Aktivisten sind ebenfalls häufig in den Schlagzeilen, doch sie sorgen eher für Unmut und Ärgernis, als aktiv Menschenleben zu bedrohen. Anderslautende Meldungen, wonach ein von der Letzten Generation verursachter Stau für den Tod einer verunfallten Radfahrerin verantwortlich war, konnten bislang alle entkräftet werden. Die Frau starb bereits Sekunden nach dem Unfall und hätte nicht mehr gerettet werden können, selbst wenn die Rettungswagen pünktlich am Unfallort eingetroffen wären. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass durch solche verkehrsgefährdenden Aktionen wirklich einmal Menschen zu Schaden kommen werden, und einige der Aktivisten nehmen das sogar billigend in Kauf. Klima-Aktivist Christian Bläul schockierte mit der Aussage:
„Eine Sache, auf die ich zumindest im Hinterkopf mental darauf vorbereitet bin, ist, dass in unserem Stau jemand stirbt. Das ist etwas, was wir zumindest ein Stück weit riskieren müssen.“
Es ist jedoch ein Unterschied, ob Extremisten gegenwärtig wirklich aktiv geplante Terrorakte und direkt auf die Tötung von möglichst vielen Andersdenkenden abzielen, oder ob Menschen als Kollateralschaden aus ihren Aktionen heraus zu Schaden kommen. Beides ist natürlich abscheulich. Aber geplante und vorsätzlich begangene Gewalttaten sind immer als schlimmer, und ihre Urheber dementsprechend auch als deutlich gefährlicher zu bewerten. Trotzdem: Das Potenzial, sich weiter zu radikalisieren und irgendwann auch nicht mehr vor Gewalt und Terror Halt zu machen, ist bei auch Klima-Aktivisten sicherlich gegeben, auch wenn derzeit davon noch nichts zu sehen ist.
Mein Ergebnis
Ich könnte noch zu allen weiteren Gruppierungen von vorhin etwas schreiben, das würde aber zu weit gehen. Gehen wir stattdessen besser wieder zur Ausgangsfrage zurück: was sind wirklich die schlimmsten Extremismusformen? Für mich sind die Methoden aller genannter Formen gleichermaßen nicht gutzuheißen. Es ist in keiner Form zu rechtfertigen, wenn Klimakleber den Verkehr lahmlegen oder Kulturdenkmäler mit Farbe beschmieren. Ich finde das bescheuert und nicht einmal zielführend! Genauso, wenn Linksextremisten Ziegelsteine in Schaufenster werfen und Autos von Privatleuten anzünden. Doch gerade hier wird ein Unterschied deutlich. Rechtsextremisten beschmieren nämlich die Gräber von Holocaustopfern und Gedenkstätten. Sie werfen Ziegelsteine auf die Köpfe von Andersdenkenden. Und sie zünden Häuser an, in denen sich Menschen aufhalten!
Deshalb ist es Blödsinn, die Extremisten von links und rechts miteinander gleichzusetzen, oder sie gar in ihrer Gefährlichkeit alle über einen Kamm zu scheren. Da sind wir nämlich schnell beim sogenannten Hufeisenschema. Tatsächlich stellen Rechtsextreme auch statistisch die deutlich höhere Gefahr dar. Rechtsextreme begehen um ein Vielfaches mehr Straftaten. Sie ermorden deutlich mehr Menschen und planen weitreichenden Terror, sogar Massendeportationen. Sie sind bestens vernetzt und werden von reichen Geldgebern finanziert, sodass sie beschämenderweise tatsächlich eine politische Größe in unserem Land darstellen, die sie gerade hier eigentlich niemals haben dürften. Zu sagen, Linksextremismus sei genauso schlimm, relativiert all diese Punkte und verharmlost die Realität einer wachsenden Gefahr. Außerdem werden bei diesem Schema viele andere Formen von Extremismus überhaupt nicht mitberücksichtigt.
Extremismus muss nicht immer schlecht sein!
Und es muss auch ausdrücklich betont werden: es gibt auch positiven Extremismus! Manche Ideologien haben ja auch Inhalte und Zielsetzungen, die durchaus bewundernswert und manche sogar ehrbar und progressiv sein können. Solche Bewegungen sind aber immer in den Wissenschaften verankert. Sie können empirisch belegen, warum es sinnvoll ist, sich für ihre Sache einzusetzen. Dabei argumentieren sie mit Logik und Rationalität. Sie grenzen sich nicht ab oder wollen assimilieren. Stattdessen wollen sie vielmehr inkludieren. Es geht nicht darum, die Rechte von Minderheiten zu beschneiden, sondern sie für andere Mitmenschen ausweiten. So wollen sie mit durchdachter Planung ein besseres, sicheres, gerechteres Miteinander erreichen, und zwar nicht nur für einige „Auserwählte“, sondern für alle!
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir unsere Demokratie, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, oder auch die Abschaffung der Leibeigenschaft und viele andere Errungenschaften unseres Rechtsstaates Menschen und ihren „Ideologien“ zu verdanken haben, die in der Zeit vor ihrer Durchsetzung absolut noch als extrem oder als extremistisch angesehen wurden. Fast alles, wonach wir heute leben, und die Werte, die wir in einer Demokratie hochhalten, auch unsere Grundrechte, sind ja nicht einfach so vom Himmel gefallen. Sie wären in anderen Zeiten, unter anderen Regimen niemals durchgekommen, wenn nicht einige mutige Menschen sich für sie eingesetzt hätten. Und einige taten das in so extremer und aufopferungsvoller Weise, dass sie damit sogar mit ihrem eigenen Leben bezahlen mussten. Im Grunde kann man diese Menschen eigentlich eher als „Anti-Extremisten“ bezeichnen. Sie sahen sich ihrerzeit mit Unterschieden und Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft gegenüber, die ja das eigentliche Extrem darstellten.
Wer sind wirklich die schlimmsten?
Statistisch lässt es sich eindeutig belegen, dass die planmäßige Ausübung von Gewalt, Mord und Umsturz vor allem von Rechtsextremisten ausgeht, in weitem Abstand gefolgt vom Religiösem Extremismus. Was hierbei auffällt: beide Formen von Extremismus sind auch die, welche am deutlichsten Wissenschaftsleugnung und Desinformation betreiben. Bei Rechtsextremen fällt insbesondere natürlich ihr Hang zur Geschichtskittung, wie etwa der Leugnung historischer Fakten (Holocaust!) ins Gewicht. Auch Skepsis gegenüber der Tatsache des menschengemachten Klimawandels, sowie das Verharmlosen von gefährlichen Infektionskrankheiten und Impfgegnerschaft finden sich häufig bei Anhängern rechtsextremen Gedankenguts.
Besonders deutlich wurde dies auf den Querdenker-Demonstrationen, wo viele verschiedene Wissenschaftsleugner zu Tausenden zusammenkamen. Darunter waren z.B. Homöopathie-Befürworter, Impfgegner, Esoteriker, Flacherdler, (christliche) Kreationisten und Freikirchler. Sie alle marschierten gemeinsam mit Reichsbürgern und Neonazis, und obwohl sicher nicht jeder Teilnehmer an diesen Demos direkt auch als rechtsextremistisch eingestuft werden sollte, kann eine gewisse Nähe zum rechtsextremistischen Gedankengut keineswegs negiert werden.
Fazit
Meine klare Haltung ist deshalb: Wer sich mit Nazis solidarisiert und mit ihnen gemeinsam auf die Straße geht, der sollte von niemandem sonst solidarisiert werden! Diese Menschen sind auf jeden Fall Extremisten, die wir immer so laut es nur geht kritisieren sollten. Aber wir müssen trotzdem dabei alles dafür tun, sie wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen. Bei knallharten Extremisten ist das sicher nicht mehr ohne Weiteres möglich. Bei vielen anderen, die nur mit ihnen sympathisieren, hingegen schon. Verurteilen wir also niemanden, nur weil er vielleicht enttäuscht oder unzufrieden ist, und endlich eine positive Veränderung möchte. Mit klaren Argumenten und Verständnis für ihre Position kann man diese Menschen sicher besser erreichen, als wenn wir sie in eine Schublade stecken und ausgrenzen!
Was ist Extremismus?
Wer sind die gefährlichsten Extremisten? Wieso sind Extremisten so erfolgreich? Was können wir gegen Extremismus tun? |
Noch eine letzte Bitte
Wenn man so einen Artikel wie diesen hier schreibt, bedeutet das natürlich, dass man polarisiert. Und für mich als Autor bedeutet es, dass ich sogar mit Rückschlägen zu kämpfen habe. Extremisten sind charakterschwache, hinterhältige Feiglinge, die mit unsauberen, heimtückischen Methoden arbeiten. Das ist allerdings nicht etwa eine persönliche Meinung oder Behauptung, sondern eine Tatsache, die ich selbst schon am eigenen Leib zu spüren bekam. Sobald ich mal etwas über Toleranz geschrieben, oder mich zu meiner Ablehnung von Diskriminierung und Extremismus bekannt habe, ist die Bewertung meiner Bücher auf Amazon nämlich meist deutlich gesunken.
Und nein, das ist keine zufällige Korrelation! Wenn man mehr als 4.000 Follower hat, dazu noch mehrere „stille“ Mitleser, müssen sich darunter zwangsläufig auch einige Personen eher zweifelhafter Gesinnung befinden. Das ist eben das Gesetz der Masse. Diese Personen drücken mir immer eine miese Bewertung rein, wenn sie Widerspruch erleben. Einihge haben mich auch grundlos bei Facebook gemeldet, sodass mein Artikel für kurze Zeit gesperrt war. Ich konnte das aber zum Glück wieder rückgängig machen.
Ich befürchte also, dass einige Ewiggestrige auch diesen Artikel wieder zum Anlass nehmen werden, mir auf Amazon eine miese Bewertung reinzudrücken, um mich für meine ketzerischen Worte zu „bestrafen“. Und dass ich auf Facebook auch wieder Ärger dafür kriege, dass ich gegen Extremisten aufstehe, besonders gegen Rechtsextremisten. Ich verlasse mich aber darauf, dass du, der du jetzt wirklich bis ganz zum Ende gelesen hast, mir dabei hilfst, dass die blaubraunen Arschgeigen hier keinen „Sieg“ gegen mich erringen können.
Darf ich dich deshalb um folgendes bitten?
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Vielen Dank für jede Unterstützung!