Name: Thoracosaurus neocesariensis („Brustpanzer-Echse von New Jersey“)
Beschrieben: 1852 von Joseph M. Leidy
Ordnung: Crocodilia (Krokodile), Familie: Gavialoidea (Gaviale)
Länge: ♂ ca. 5,2m , ♀ ca. 4,6m lang; Ausnahmeexemplare: bis über 7m
Gewicht: ♂ ca. 250kg,♀ ca. 170kg; Ausnahmeexemplare: bis über 1.800kg
Ernährung: piscivor
Beschreibung:
Die Hell Creek Formation ist ein subtropisch warmer, von Flussläufen, Sümpfen und Überschwemmungsebenen durchzogener Lebensraum, in denen viele Fische leben. Kein Wunder also, dass man dort auch viele Krokodile antrifft. Der imposante Thoracosaurus ist mit einer Länge zwischen vier und fünf Metern mit Abstand das größte von ihnen. Es gibt Gemunkel, dass in den Sümpfen von Hell Creek sogar noch viel größere Krokodile leben, die deutlich über 7m lang und fast zwei Tonnen schwer werden können! Der große, massige Thoracosaurus ähnelt mit seiner langgestreckten Schnauze in seiner Erscheinung und Lebensweise einem heutigen Gavial. An der Spitze weist die Schnauze eine Verdickung auf. Beim Männchen sind diese „Knollen“ noch deutlich ausgeprägter als beim Weibchen, sodass man anders als bei allen anderen Krokodilen das Geschlecht eines Thoracosaurus schon auf den ersten Blick bestimmen kann.

Trotz seiner Größe ist Thoracosaurus ein spezialisierter Fischfresser. Er wartet geduldig auf vorbeiziehende Fische, die er mit einer schnellen Bewegung in seinem reusenartigen Maul einfängt. Seine langen, schmalen Kiefer sind mit zahlreichen nadelartigen Zähnen besetzt, die sich perfekt zum Greifen und Festhalten glitschiger Beute eignen. Ein einmal geschnappter Fisch hat kaum eine Chance zu entkommen, denn Thoracosaurus schließt sein Maul blitzschnell und sorgt mit einer schüttelnden Bewegung dafür, dass sich sein Fang nicht mehr befreien kann. Hin und wieder schnappt er sich auch einen Wasservogel, der sich zu nah ans Wasser wagt, und ernährt sich gelegentlich von Aas, das auf dem Wasser treibt. Jedoch ist er kein „typisches“ Krokodil, das größere Beute aus dem Hinterhalt angreift und ins Wasser zieht. Damit ist er für Landtiere eigentlich nicht gefährlich.
Lebensweise:
Überhaupt ist Thoracosaurus von allen Krokodilen aus Hell Creek am engsten an das Wasser als Lebensraum gebunden. Seine schmalen und schwachen Beine machen ihm das Laufen an Land schwer, große Exemplare können ihr Gewicht kaum noch tragen. An Land bewegt er sich daher eher schleppend und sucht schnell wieder das Wasser auf. Im Wasser dagegen ist er ein geschickter, wendiger und schneller Schwimmer. Sein langer, muskulöser Schwanz sorgt für den Vortrieb, während er mit seinen kräftigen Gliedmaßen kleinere Korrekturen macht. Deshalb kann man Thoracosaurus auch häufig noch in den Ufergewässern der nahen Küste antreffen. Doch nur die größten Exemplare schwimmen regelmäßig ins Meer hinaus, um Fische zu fangen. Sie fürchten jedoch die Konkurrenz durch die größeren Mosasaurier, die ihre einzigen natürlichen Feinde sind.

Die Weibchen bauen nach der Paarung ihre Nester an sandigen Ufern oder versteckt in der dichten Ufervegetation. Sie legen bis zu 40 Eier, die von der Sonne oder verrottenden Pflanzen gewärmt werden. Nach etwa zwei bis drei Monaten schlüpfen die Jungtiere, die zunächst nur wenige Zentimeter lang sind und zahlreiche Feinde haben. Direkt nach dem Schlüpfen lockt die Mutter ihre Jungen mit tiefen, vibrierenden Lauten ins Wasser, wo sie ihnen Schutz bietet. Allerdings bleiben die Jungtiere nicht lange bei der Mutter. Schon nach wenigen Wochen müssen sie allein zurechtkommen und sich verstecken, um nicht selbst gefressen zu werden. Sogar ihre eigene Mutter ist dann hinter ihnen her und erbeutet vor allem die kleineren und schwächeren Jungtiere. Was zwar wie brutalster Kannibalismus klingt, hilft aber dem Rest der Nachkommenschaft, da es die Konkurrenz aus dem Weg räumt. Junge Thoracosaurus ernähren sich in den ersten Lebensmonaten von kleinen Krebstieren, Insekten und Fröschen, bevor sie größere Fische fangen können.
Trivia über Thoracosaurus:
Die Gattung Thoracosaurus war weit verbreitet. Die Art T. neocesariensis kam in den Flusslandschaften ganz Nordamerikas vor, während das Verbreitungsgebiet des eng verwandte T. isorhynchus bis nach Europa reichte. Ob es in Hell Creek noch eine weitere Art gab, ist bislang noch nicht geklärt. Die Überreste eines riesigen Krokodils, das auf über 7m Länge geschätzt wird, werden bislang zwar T. neocesariensis zugerechnet. Sie könnten aber zu einer neuen, enger ans Wasser gebundenen Art gehören. Ich habe für meine Roman-Geschichte Die weißen Steine entschieden, diese Riesen-Krokodilart noch nicht in Erscheinung treten zu lassen und abzuwarten, ob sich in den nächsten Jahren noch ein besserer Forschungsstand ergeben wird.
Alle bekannten Krokodile aus Hell Creek überlebten das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit. So kam auch Thoracosaurus noch in Zeiten vor, als mit Ausnahme der Vögel alle Dinosaurier bereits ausgestorben waren.
Die systematische Stellung von Thoracosaurus ist umstritten. Während die meisten Wissenschaftler in ihm einen Vertreter der Gaviale erkennen, deuten andere diese Ähnlichkeit nur als konvergente Evolution. So wird er von manchen auch bei den Pseudosuchia eingeordnet. Damit wäre Thoracosaurus also nur ein Scheinkrokodil.
Thoracosaurus in Die Weißen Steine:
Band II:
Im Kapitel „Zuflucht“ versperrt ein großer Thoracosaurus John den Weg, der es jedoch schafft, unbehelligt von der riesigen Panzerechse an dieser vorbeizukommen.
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Thoracosaurus in der (englischsprachigen!) Wikipedia:
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