e: Triceratops prorsus („Schlichtes Dreihorngesicht“)
Beschrieben: 1890 von Othniel C. Marsh
Ordnung: Ornithischia; Familie: Ceratopsidae
Länge: ♂ bis zu 8,3, ♀ bis 9m
Gewicht: ♂ bis zu 8.000kg, ♀ bis zu 9.600kg
Ernährung: herbivor
Beschreibung:
Triceratops ist einer der berühmtesten Dinosaurier und bei weitem der häufigste in ganz Laramidia. Während der Trockenzeit sammeln sich viele Tiere im mittleren Abschnitt des westlichen amerikanischen Kontinents, wo es zu dieser Jahreszeit noch warm, aber auch noch deutlich grüner ist als in ihren übrigen Verbreitungsgebieten. Die dunkle Jahreszeit verbringt er gern in der Nähe der Küste des großen Binnenmeeres. Hier liegen auch die Paarungs- und Nistgebiete dieses gewaltigen Horndinosauriers. Im Sommer trifft man ihn auch in den nördlichen und südlichen Gebieten Laramidias an, wo er sich in weitläufigen Prärien und lichten Wäldern aufhält. Seine Lieblingsspeise sind niedrig wachsende Pflanzen, Sträucher und auch Wurzelknollen, welche die Tiere mit ihren starken Hornschnäbeln aus dem Boden wühlen. In seltenen Fällen sieht man sie allerdings auch an Kadavern anderer verendeter Großdinosaurier. Fleisch gehört aber wirklich nur in Ausnahmefällen auf ihre Speisekarte.

Triceratops-Männchen sind braunrot gefärbt mit dunkelroten Streifen. Ihr beeindruckender Nackenschild ist mit Keratin und schillernden Farbmustern verziert. Die Weibchen sind weniger farbenfroh. Ihre Haut ist graubraun, bei manchen Individuen beinahe schwarz. Während der fruchtbaren Sommermonate bilden die Weibchen kleinere Verbände, die sich über den ganzen Kontinent verteilen. Die Herden umfassen mehrere weibliche Individuen, die eng miteinander verwandt sind. Gemeinsam mit ihren Müttern, Schwestern und Tanten sowie ihrem mindestens eineinhalbjährigen Nachwuchs legen sie auf ihren Wanderungen jedes Jahr tausende von Kilometern zurück. Nur die Mütter, die im Frühjahr frischen Nachwuchs bekommen haben, lassen diese Wanderungen aus. Männchen ziehen meist als Einzelgänger oder kleinen Gruppen durch ihr Revier.
Lebensweise:
Im Frühjahr schlüpfen aus den ledrigen, spitz zulaufenden Eiern, die ein Triceratops-Weibchen in ihrem Nisthügel bewacht, bis zu 15 Jungtiere. Die Mütter verbleiben mit ihnen bis zum übernächsten Herbst in den Brutgebieten. Erst dann sind die Kleinen nämlich kräftig genug, um den langen Marsch zu wagen. Trotz der hohen Nachkommenzahl erreichen nur wenige Jungtiere das Erwachsenenalter. Die Mütter kümmern sich liebevoll um ihren Nachwuchs, und das bis zu fünf Jahre lang, in denen ein Junge führendes Weibchen auch keine neuen Eier legt. Während dieser Zeit verteidigt sie ihre Jungtiere vehement gegen Fressfeinde und duldet keine fremden Männchen in der Nähe des Nachwuchses. Zur Verteidigung gegen Raubtiere bilden die Weibchen einen schützenden Ring um ihre Jungen. Dabei stellen die Tiere ihre imposanten Hörner und Nackenschilde zur Schau, eine Drohgebärde, die in den meisten Fällen Wirkung zeigt.

Die Männchen legen ein deutlich einsameres Leben an den Tag: Meist ziehen bloß ein bis zwei jüngere Männchen mit einem weiteren, deutlich älteren Veteran umher, um sich gegenseitig vor Feinden zu schützen. In der Paarungszeit werden aus den Freunden jedoch stets erbitterte Rivalen! Dann werden die Männchen nämlich extrem aggressiv und greifen alles an, was ihnen bedrohlich erscheint. Und das kann im Grunde jedes andere Tier sein, selbst so mancher Baumstumpf hat bereits den Zorn eines wütenden Triceratops zu spüren bekommen. Bei den Brunftkämpfen ringen die Männchen erbittert miteinander um die Herden der Weibchen, indem sie ihre Hörner verhaken und solange schieben, bis einer der Kontrahenten nachgibt. Diese kräftezehrenden Kämpfe enden zwar selten tödlich, viele Männchen sterben jedoch trotzdem, an Entkräftung oder weil sie geschwächt zur leichten Beute für Räuber werden. Die Überlebenden kehren nach der Brunft in ihre Reviere zurück.

Trivia zu Triceratops:
Beinahe ein Drittel aller gefundenen Dinosaurierfossilien aus dem oberen Maastrichtium Nordamerikas können dem berühmten Triceratops zugerechnet werden. Damit ist er der häufigste Dinosaurier seiner Zeit, der erfolgreichste Ceratopsier (Horndinosaurier) überhaupt und mit Sicherheit auch der bekannteste.
Triceratops – ein gefürchteter Kämpfer?
In der Populärkultur ist Triceratops als kämpferischer Haudegen zur Legende geworden. Insbesondere die Szene, wie er seinen Widersacher Tyrannosaurus mit den Hörner am Bauch aufspießt, ist eine sehr beliebte Darstellung. Doch dieses Bild ist nach jüngeren Erkenntnissen wahrscheinlich Unfug. Hätte Triceratops das nämlich versucht, so wäre der schwer verletzte Tyrannosaurus auf seinen Kopf gefallen. Dabei hätte der sterbende T. rex wiederum den Triceratops durch sein Gewicht schwer verletzten können.
Wahrscheinlich dienten die Hörner zwar schon der Feindesabwehr. Aber nur um den Kontrahenten auf Abstand zu halten und ihn vielleicht an den Beinen oder der Flanke zu verletzen. Primär wurden sie aber wohl eingesetzt, um einen Gegner einzuschüchtern oder einfach wegzuschieben oder umzuwerfen. Nicht aber, um ihn aufzuspießen! Dafür waren die Hörner auch viel zu zerbrechlich. Sie waren den Tieren wohl vor allem bei der Zurschaustellung zu diensten und kamen wirkungsvoll als Waffen bei der Brautwerbung zum Einsatz. Außerdem halfen sie natürllich dabei, dass ein Triceratops den anderen erkennen konnte und waren somit so etwas wie seine Visitenkarte. Zur Verteidigung konnte ein bedrängter Triceratops außerdem sehr kräftig zubeißen.
Triceratops synonym mit Torosaurus?
Der ebenfalls in der Hell Creek Formation gefundene Torosaurus latus, früher als enger Verwandter des Triceratops prorsus aus der Unterfamilie der Chasmosaurinen beschrieben, könnte nach Auffassung einiger Wissenschaftler ein Synonym von Triceratops sein. Dieses Tier mit seinem verlängerten Nackenschild wird von manchen als voll ausgewachsenes Individuum interpretiert, wogegen die Triceratops-Funde mit kürzerem Nackenschild von subadulten Tieren stammen sollten. Das Problem dabei: Die Torosaurus-Fossilien sind im Mittel doch etwas kleiner als die von Triceratops. Außerdem gibt es sehr wohl Schädel, die zu jungen Torosaurus-Individuen gehören.
Ganz vom Tisch ist die These aber noch nicht. In Die weißen Steine wird eine eigene These vorgestellt und der Torosaurus als das (durch Geschlechtsdimorphismus etwas kleinere) Triceratops-Männchen präsentiert. Da Torosaurus-Fossilien außerdem seltener gefunden wurden als die des größeren Triceratops, schließe ich daraus, dass die Männchen vor allem einzelgängerisch lebten. Sie wurden deshalb wohl häufiger von Fressfeinden erbeutet oder hielten sich längere Zeit in zur Fossilisation weniger gut geeigneten Gegenden auf, sodass sie im Fossilbericht seltener auftauchen. Das ist aber wie gesagt nur eine These, genau wie das im Buch beschriebene Wanderverhalten, mit der ich die geringere Fossiliendichte von „meinem“ Triceratops (Torosaurus) erklären möchte.
Triceratops-Arten und zeitliche Verbreitung
Abgesehen von der Torosaurus-Problematik werden von Triceratops zwei eigene Arten als gültig anerkannt: Triceratops horridus und Triceratops prorsus. Erstere scheint geologisch etwas älter zu sein und kommt in den unteren Schichten der Hell Creek Formation vor. Die zweite ist dagegen nur aus Schichten bekannt, die unmittelbar vor der KP-Grenze liegen. Es handelt sich also wahrscheinlich um verschiedene Chronospezies – also Vor- bzw. Nachfahren von ein und derselben Stammlinie.
Triceratops in Die weißen Steine:
Weil Triceratops horridus viel bekannter ist als Triceratops prorsus, habe ich in meiner ersten Buchfassung zuerst nur den T. horridus auftreten lassen. Die These mit den verschiedenen Chronospezies kannte ich damals noch nicht. Da Die Weißen Steine aber in der Zeit des obersten Maastrichtiums spielt, müsste dort eigentlich nur T. prorsus vorkommen. Dieser Fehler wurde im zweiten Band und in der Neuauflage des ersten Bandes korrigiert.
Band I:
Triceratops tritt im Kapitel „Schräge Vögel“ in Erscheinung. Eine riesige Herde weiblicher Tiere, die sich bereits zu ihrer Herbstwanderung sammelt, wird dort von den Jungs aus der Ferne gesichtet und für eine Rinderherde gehalten.
Band II:
Eine ganze Herde Triceratops begegnet Marie, Leon und Heinrich im Kapitel „Die Wesen am Fluss“ und überzeugt Heinrich schließlich, in der Dinosaurierzeit gelandet zu sein. Die gleiche Herde verwüstet mehrmals das Lager der anderen Schüler, die sich am Seeufer niedergelassen haben, und zwingt sie im Kapitel „Elementare Dinge“ schließlich dazu, sich einen neuen Lagerplatz zu suchen. Im Kapitel „Verbotene Früchte“ freundet sich Hannah schließlich mit einem Jungtier an, das sie liebevoll auf den Namen „Trisha“ tauft.
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Triceratops in der Wikipedia:
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