Name: Borealosuchus sternbergii („Nördliches Krokodil von Sternberg“)
Beschrieben: 1910 von Charles W. Gilmore
Klade: Eusuchia (moderne Krokodile)
Länge: ♂ ca. 4,5m , ♀ ca. 3,7m; Ausnahmeexemplare: bis über 5m
Gewicht: ♂ ca. 350kg,♀ ca. 200kg; Ausnahmeexemplare: bis über 500kg
Ernährung: carnivor
Beschreibung:
Borealosuchus ist ein mittelgroßes Krokodil der späten Kreidezeit, das in allen subtropischen und tropischen Landschaften Nordamerikas heimisch ist. Borealosuchus ist vor allem in Flussläufen, Sümpfen und Seen anzutreffen. Er ist jedoch anpassungsfähig genug, um auch in küstennahen Gewässern und gelegentlich sogar in Brackwasserregionen zu überleben. Diese Flexibilität machte ihn zu einem der erfolgreichsten Raubtiere seiner Zeit. Das langschnäuzige Krokodil Thoracosaurus wird zwar noch deutlich größer, doch dieses ist ein reiner Fischfresser und selten hinter an Land lebender Beute her. Optisch unterscheidet sich Borealosuchus von Thoracosaurus vor allem durch seine breitere, flachere Schnauze. Auffällig sind auch die robusten Knochenplatten, die als Schutzschild dienen und den Rücken des Tieres bedecken. Sein Kiefer ist mit einer Kombination aus scharfen Fangzähnen und stumpferen Mahlzähnen ausgestattet. Diese besondere Zahnstruktur erlaubt es ihm, sowohl Fleisch als auch härtere Beute wie Schildkröten oder große Knochen zu zerkleinern.

Als opportunistischer Jäger lauert Borealosuchus seiner Beute aus dem Wasser heraus auf. Mit einer Länge von etwas über drei Metern stellt er vor allem kleinen und mittelgroßen Dinosauriern nach. Sehr große Individuen können jedoch eine Länge von sechs Metern und ein Gewicht von mehr als einer halben Tonne erreichen, was sie zu dominanten Bewohnern aller feuchter Lebensräume macht. Dort stellen sie allen mittelgroßen Dinosauriern nach. Zu seiner Nahrung zählen außerdem Fische, Reptilien, Säugetiere und Vögel, also alle Tiere, die sich zu nah an die Wasserläufe wagen und die ein Borealosuchus überwältigen kann. Auch Aas verschmäht er nicht. Seine starken Kiefer können selbst die dicken Panzer von Schildkröten knacken, und größere Individuen sind in der Lage, Knochen zu zerbrechen, um an das nahrhafte Knochenmark zu gelangen. Besonders gefährlich ist er für noch unerfahrene Jungtiere größerer Dinosaurier, die sich zum Trinken ans Wasser wagen.
Lebensweise:
Mithilfe seines kräftigen Schwanzes stößt er sich blitzschnell aus dem Wasser, packt seine Beute mit einem gezielten Biss und zieht sie ins Wasser, um sie dort zu ertränken. Alle Beutetiere, die zu groß sind, um sie im ganzen zu verschlingen, reißt Borealosuchus mit brutaler Gewalt auseinander. Dazu vollzieht er die bei vielen Krokodilen gefürchtete Todesrolle: er dreht sich schnell um die eigene Mittelachse, wobei Gliedmaßen aus den Gelenken gerissen und Knochen zerbersten. Doch ist Borealosuchus nicht streng ans Wasser gebunden. Seine starken Beine erlauben ihm, sich überraschend gut an Land zu bewegen, wo er gelegentlich sogar nach Beute sucht. Trotz seines massigen Körpers kann Borealosuchus kurze Sprints hinlegen, um flüchtende Beute zu erwischen.

Nach erfolgreicher Paarung legen die Weibchen ihre Eier in Sandnester, die sie sorgfältig an geschützten Uferstellen platzieren. Sie bewachen ihre Nester und verteidigen sie aggressiv gegen jedes Raubtier, das es auf die Eier abgesehen haben könnte, vor allem gegen andere Artgenossen. Borealosuchus-Mütter pflegen ihre Jungen auch noch längere Zeit nach dem Schlüpfen liebevoll und beschützen sie, indem sie sie im Maul transportieren. Die frisch geschlüpften Jungtiere sind nur wenige Zentimeter lang, sodass ihnen von einer Vielzahl von gefährlichen Feinde Gefahr droht. Dazu suchen sie Schutz in dichtem Pflanzenbewuchs oder in flachen Gewässern, bis sie größer und weniger angreifbar sind. Erst im Alter von etwa 12 Jahren werden sie geschlechtsreif. Borealosuchus wächst wie jedes Krokodil ein Leben lang weiter, doch mit etwa 15 Jahren verlangsamt sich ihr Wachstum allmählich. Exemplare von mehr als 5m sind viele Jahrzehnte alt und stellen krasse Ausnahmen dar.
Trivia über Borealosuchus:
Borealosuchus trat erstmals im vom späten Maastrichtium auf und überlebte das große Massenaussterben am Ende der Kreidezeit noch bis zum Eozän. Die Gattung kam offenbar in ganz Nordamerika vor. Sie wurde 1997 von Christopher Brochu benannt, nachdem mehrere Arten zuvor der Gattung Leidyosuchus zugeordnet worden waren, ein Taxon, das erstmals bereits 1910 von Charles W. Gilmore beschrieben worden war.
Borealosuchus gilt als Übergangsform zwischen früheren Mesoeucrocodylia und modernen Krokodilen. Seine Morphologie weist Merkmale auf, die sowohl früheren als auch späteren Formen der Krokodilen zugeschrieben werden. Aus Hell Creek sind zahlreiche gut erhaltene Fossilien bekannt, darunter auch Hautabdrücke und isolierte Osteoderme. Die Fossilien belegen, dass sich bereits in der späten Kreidezeit fortschrittliche Merkmale der modernen Krokodile entwickeln, die später in heutigen Arten wie dem Nilkrokodil oder dem Alligator zu finden sind, mit denen Borealosuchus gleichermaßen verwandt ist: er gehört nämlich zu einer heute ausgestorbenen Seitenlinie der modernen Krokodile.
Die Typusart, B. sternbergii, ist auch gleichzeitig die älteste und ursprünglichste Art dieser Krokodile. Sie stammt aus dem Maastrichtium und wurde in Colorado, Montana, North Dakota, South Dakota und Wyoming gefunden. Daneben wurden noch fünf weitere Arten beschrieben: B. acutidentatus lebte im Paläozän von Saskatchewan (Kanada). Seine Zeitgenossen B. formidabilis und B. griffithi lebten in North Dakota bzw. in Alberta. Noch später, während des Eozän, trat schließlich in Wyoming B. wilsoni auf. Von der amerikanischen Ostküste, genauer aus den Mergelgruben der Inversand Company in Gloucester County, stammt außerdem noch B. threeensis. Dessen Name bezieht sich humorvoll auf „Exit 3“ des New Jersey Turnpike, nahe der Fundstelle, in Anspielung auf die häufig gestellte Frage: „Oh, du kommst aus New Jersey? Welcher Exit?“ Ein weiterer, nicht bestimmter Borealosuchus-Fund ist aus der späten Kreidezeit (Demopolis Chalk) in Alabama bekannt.
Borealosuchus in Die Weißen Steine:
Band II:
Krokodile werden im Buch häufiger erwähnt. Mittelgroße, alligator-ähnliche Vertreter sind meistens Exemplare von Borealosuchus. Im Kapitel „Zuflucht“ sichtet John eine ganze Gruppe, und einige Exemplare lassen sich dabei von Trierarchuncus die Zähne putzen. In „Sühne und Vergebung“ warnt Razor John in letzter Sekunde vor einem sich nähernden Borealosuchus.
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Borealosuchus in der (englischsprachigen!) Wikipedia:
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