Name: Axestemys infernalis („höllische Weichschildkröte“, in Anhlehnung an Hell Creek)
Beschrieben: 2019 von Walter G. Joyce et al.
Ordnung: Testudines (Schildkröten); Familie: Trionychidae (Weichschildkröten)
Länge: ♂ und ♀ bis zu 1,3m
Gewicht: ♂ und ♀ bis zu 53kg
Ernährung: omnivor
Beschreibung:
Die Sümpfe und Flusssysteme der Hell Creek Formation sind ein Paradies für Schildkröten. Besonders erfolgreich sind die anpassungsfähigen Weichschildkröten, die mit mehreren Arten vertreten sind. Die größte unter ihnen ist Axestemys, die mit einer Panzerlänge von über einem Meter alle anderen Schildkröten in ihrem Lebensraum in den Schatten stellt. Ihr dunkeloliver, fast schwarzer Rückenpanzer hebt sich deutlich von der hellen Unterseite ab. Ihr weicher Panzer verleiht ihr eine außergewöhnliche Beweglichkeit im Wasser, während ihr langer, biegsamer Hals es ihr ermöglicht, blitzschnell Beute zu schnappen. Äußerlich unterscheiden sich Männchen und Weibchen kaum voneinander, abgesehen davon, dass Männchen einen längeren, kräftigeren Schwanz besitzen. Junge Axestemys sind zunächst heller gefärbt, bevor sie im Laufe ihres Wachstums dunkler werden und ihre endgültige Färbung erreichen.

Axestemys ist ein Allesfresser und opportunistischer Jäger. Ihre Nahrung setzt sich sowohl aus Pflanzen als auch aus Tieren zusammen. Während sie sich überwiegend von Wasserpflanzen und Algen ernährt, gehören auch Insekten, Schnecken und Krebstiere zu ihrer bevorzugten Beute. Heuschrecken und Schaben sind ein besonderer Leckerbissen. Doch auch im Wasser zeigt sie beachtliche Jagdfähigkeiten: Sie lauert im gern im Hinterhalt, unter Schlamm verborgen auf größere Beute wie Fische, Frösche, kleinere Reptilien und sogar Säugetiere oder Wasservögel. Andere Schildkröten sind ebenfalls nicht sicher vor ihr. Mit einem blitzschnellen Schnappen packt sie ihre Opfer, zieht sie unter Wasser und ertränkt sie. Ihre kräftigen Kiefer sind so stark, dass sie mühelos durch Knochen und sogar Panzer von anderen Schildkröten und noch nicht ausgewachsenen Krokodilen brechen kann. Trotz dieser Aggressivität ist sie selbst nicht vor Feinden sicher. Besonders die Jungtiere von Axestemys fallen häufig Raubfischen, Krokodilen oder Greifvögeln zum Opfer. Auch ausgewachsene Exemplare werden noch von mittelgroßen Beutegreifern wie Krokodilen, Dakotaraptor oder jungen Tyrannosaurus gejagt. Denen macht es auch nichts aus, wenn sie am Panzer einer Schildkröte ein paar Zähne verlieren, denn diese wachsen bei Theropoden schnell nach.
Lebensweise:
Axestemys ist hauptsächlich am Tage aktiv. Sie kann nicht ihre eigene Körperwärme produzieren, weshalb man sie morgens oft beim Sonnenbad auf einem Stein oder im Wasser liegenden Baumstamm beobachten kann. Dabei sammelt die Schildkröte genug Energie für den Tag. Sobald die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, beginnt ihre Aktivitätsphase. Dann durchstreift sie die Gewässer auf der Suche nach Nahrung oder lauert geduldig im Hinterhalt auf Beute. Während einige Populationen weitgehend standorttreu sind, zeigen andere eine gewisse Wanderlust und folgen dem Wasserstand saisonal, um immer die besten Nahrungs- und Brutplätze zu finden. Besonders gefräßig sind sie allerdings nicht, im Gegenteil. Bei Nahrungsknappheit können die Tiere viele Monate ausharren, ohne zu fressen.

Die Fortpflanzung von Axestemys findet zu Beginn der Regenzeit, also im Hochsommer statt. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre kugelrunden, hartschaligen Eier im warmen Sand der Uferzonen von Sümpfen, Flüssen und Seen ab. Anschließend überlassen sie ihr Gelege sich selbst. Ein einzelnes Gelege kann über 50 Eier enthalten. Die Jungtiere schlüpfen erst nach etwa elf Monaten, wenn die Temperaturen günstig sind. Sobald sie aus ihren Eiern gekrochen sind, machen sie sich sofort auf den gefährlichen Weg ins Wasser. Viele werden auf dem Weg von Räubern gefressen, nur wenige erreichen das Erwachsenenalter. Wer es jedoch schafft, kann ein hohes Alter erreichen. Die größten und ältesten Weichschildkröten können über einhundert Jahre alt werden.
Trivia über Axestemys:
Axestemys ist feminin, da sich der Name auf das griechische Wort „emys“ (ἐμύς) bezieht, das „Schildkröte“ bedeutet und ein feminines Substantiv ist. Aus diesem Grund habe ich hier auch durchgängig im Femininum dekliniert.
Die Fossilien von Axestemys sind in den Ablagerungsschichten vom Campanium bis weit ins Eozän sehr häufig. Es wurden inzwischen fast ein Dutzend Arten beschrieben. Axestemys war aber viel größer als alle heutigen Weichschildkröten.
Die Art aus Hell Creek, A. infernalis, wurde erst im Jahre 2019 als eigene Art beschrieben. Der Artname, der so viel wie „höllisch“ bedeutet, bezieht sich auf die Hell Creek Formation. A. infernalis war mit knapp über einen Meter Länge sogar noch verhältnismäßig klein im Vergleich zu den späteren Arten.
Axestemys überlebte das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit nicht nur, der Meteoriteneinschlag, der die großen Dinosaurier von der Erde fegte, war für sie sogar ein echter Segen. Im Paläozän begann eine wahre Blütezeit der Weichschildkröten. Sie waren nun ohne Konkurrenz zu anderen großen Wassertieren und profitierend von einem extrem heißen Regenwaldklima. So entwickelte Axestemys wahre Riesenformen, wie z.B. A. byssina, die Panzerlängen von über zwei Metern und ein Gewicht von mehreren hundert Kilogramm erreichen konnte.
Axestemys in Die Weißen Steine:
Band II:
Schildkröteneier, auch die von Axestemys, sind in meinem Roman eine wichtige Nahrungsgrundlage für die in Hell Creek gestrandeten Menschen. Die große Schildkröte, die John in seinem Netz im Kapitel „Rettung“ fängt und verspeist, ist eine Axestemys.
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Axestemys in der (englischsprachigen) Wikipedia:
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