Es ist endlich soweit! Die komplett überarbeitete Neuauflage meines Urzeit-Thrillers Die Weißen Steine ist ab sofort bei Amazon erhältlich! In Band I beginnt das große Abenteuer einer Zeitreise in die Welt der Kreidezeit.
Es geht endlich weiter in der Welt von Hell Creek: Beim neuen Verlag EK-2 Publishing gehen Die Weißen Steine nun in die nächste Runde. Jetzt ist Band I in ganz neuem Design, und auch inhaltlich komplett neu überarbeitet erhältlich. Die Geschichte ist natürlich dieselbe geblieben, aber an vielen Stellen wurde sie um einige prähistorische Details und neue wissenschaftliche Erkenntnisse bereichert. Dort, wo es in der Erstauflage noch Fehler gab, haben wir sie bereinigt (wer jetzt noch was findet, darf aber trotzdem gern Bescheid sagen!). Und die Illustrationen erstrahlen in völlig neuem Glanz, ganz zu schweigen von dem atemberaubenden neuen Cover!
Inhaltsangabe von „Die Weißen Steine – Band I“
Es sollte eigentlich eine ganz nomale Klassenfahrt werden. In den frühen Morgenstunden eines Septembermorgens bricht die Klasse 10b zu einer Busfahrt in den Harz auf. Doch kaum sind die Teenager unterwegs, geschieht das Unfassbare. Ein greller Lichtblitz durchzuckt das Dunkel des Morgens. Der Kirchturm einer Kleinstadt, an der der Bus gerade vorbeifuhr, bricht in einer gewaltigen Staubwolke in sich zusammen. Noch bevor sich die völlig entsetzten Schüler einen Reim darauf machen können, geschieht es erneut. Doch diesmal rast ihr Bus selbst mitten in einen Lichtblitz hinein. Der Klassenfahrt wird ein jähes Ende gesetzt. Noch aus voller Fahrt kracht der Bus in einen mächtigen Nadelbaum, der wie aus dem Nichts gekommen ist.
Nach dem Crash ist nichts mehr wie zuvor. Der Busfahrer ist bei dem Aufprall ums Leben gekommen, die beiden Lehrer sind schwer verletzt. Doch das merkwürdigste: Die Landschaft hat sich komplett verändert. Statt der Herbstfarben Deutschlands stechen hier exotische Pflanzen, atemberaubende Urwälder und nebelverhangene Berggipfel in die Augen. Es ist tropisch warm, und es besteht kein Zweifel, dass die Schüler sich weitab von ihrem Ausflugsziel befinden. Die vielen Verletzten brauchen dringend Hilfe, also machen sich drei beherzte Schüler, Wasi, Heinrich und Leon, auf den Weg in die unheimliche Wildnis.
Irrwanderung durch die Urzeitwildnis
Tagelang durchstreifen sie die Wälder und Ebenen, ohne auf Spuren menschlicher Zivilisation zu stoßen. Der ständige Regen zwingt sie in die Knie, und sie beschließen, zu ihren Klassenkameraden zurückzukehren. Doch als sie schließlich zum Buswrack zurückkehren, bietet sich ihnen ein Bild des Schreckens. Der Bus ist nun völlig zerstört und sieht aus, als wäre er zwischen zwei Güterzüge geraten. Von ihren Mitschülern fehlt jede Spur. Und der Boden ist mit riesigen, dreizehigen Fußabdrücken bedeckt. Während die nackte Angst in ihre Glieder kriecht, macht sich plötzlich unter dem Bus eine Stimme bemerkbar. Wasi, Leon und Heinrich entdecken dort ihre verletzte Lehrerin Frau Lehmann, die aber kurz darauf das Bewusstsein verliert. Sie redete nur etwas von irgendwelchen Monstern. Die wohl wichtigste Frage, was aus dem Rest der Klasse geworden ist, bleibt sie allerdings schuldig.
Hier nun eine Leseprobe zu Band I:
Das Monster im Nebel
[…]
Moritz war schon immer ein Frühaufsteher gewesen, und als der Morgen graute als erster wach. Als er die Augen aufschlug und ihm gewahr wurde, dass das gestrige Unglück kein Teil seines wirren Traumes gewesen war, bekam er eine Gänsehaut. Ramzi, der auf der Sitzbank gegenübersaß, schnarchte leise, und auch der Rest seiner Klasse schlief noch tief und fest. Moritz schob seinen dicken Hintern aus der Sitzreihe, die ihm allein gehörte, und trat ins Freie. Im Sitzen zu schlafen war er nicht gewohnt, und alle Knochen taten ihm weh. Wenigstens hatte der Regen aufgehört. Er sog mit vollen Zügen die frische Morgenluft ein, die belebend in seine Lunge strömte.
So gewöhnte er sich an ihren Geschmack. Nachdem er sich ausgiebig geräkelt und gestreckt hatte, suchte er sich einen Baum, um zu pinkeln. Dahinter scheuchte er eine riesige Libelle auf, die fast so groß wie eine Amsel war und sich surrend erhob, um direkt auf sein Gesicht zuzufliegen. Moritz geriet in Panik, doch offensichtlich hatte das riesige Insekt mehr Angst vor ihm als er vor der Libelle. Fassungslos sah Moritz der geschickten Fliegerin nach, als sie im Wald verschwand. Denn dieses Insekt bestätigte alle seine Theorien.
Als Moritz seine Hose wieder hochzog, musste er an Leon, Heinrich und Wasi denken, die da draußen in der Wildnis unterwegs waren. Eine Wildnis, die von gefräßigen Monstersauriern beherrscht wurde. Ihm gingen die Namen der Ungeheuer durch den Kopf, die er aus seinen Dinosaurierbüchern und so vielen Filmen kannte. Welche blutgierigen Bestien hier aber genau lauerten, wusste er gar nicht zu sagen, denn die Kreidezeit dauerte insgesamt achtzig Millionen Jahre und hatte viele von ihnen kommen und gehen gesehen. Doch wusste Moritz eines mit Sicherheit: Menschen waren, egal, wo und wann sie genau gelandet waren, aufgeschmissen. Hier standen sie am unteren Ende der Nahrungskette. Ohne Waffen. Ohne Zuflucht. Und ohne jeden Schutz, um sich zu verteidigen.
Moritz lief ein Schauer über den Rücken. Er nahm sich vor, die anderen sofort nach dem Aufstehen zu warnen, doch fand er keinen Mut dazu, auch nicht, als es schon auf den Mittag zuging. Gestern hatte ihm ja auch niemand zuhören wollen.
Sie halten mich doch alle für einen dummen, fetten Spinner. Der Einzige, der noch vernünftig mit mir redet, ist Ramzi.
Vielleicht würde Ramazan ihm ja zuhören. Moritz sah sich um, wo er gerade steckte. Er fand ihn schließlich in der Nähe von zwei hohen Kiefern, wo er dabei war, seine Wäsche wieder abzunehmen, die gestern im Regen nass geworden war und die er deshalb nach dem Aufstehen zum Trocknen über einen Busch in die Sonne gehängt hatte. Ramzi hörte Moritz tatsächlich aufmerksam zu. Doch dann unterbrach er ihn.
»Moooment, Dude … Dinosaurier? Ist das wirklich dein Ernst?«, fragte er, während sein Blick Moritz gerade gefundenen Mut verdampfen ließ. »Nee du, das kann ich nicht glauben. Okay, ich kenne mich jetzt wirklich überhaupt nicht damit aus. Aber geh doch mal zu Frau Lehmann. Die wird dir schon sagen, wie falsch du liegst.« Ramzi grinste breit, wobei er seine hübschen Zähne zeigte. Dann klopfte er Moritz auf die Schulter. »Moritz, du bist manchmal ein echter Freak! Du und deine Dinos …«
Moritz stand da wie ein begossener Pudel. Er wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte, seine Argumente vorzubringen, und starrte schüchtern auf seine Füße, während Ramzi noch einmal herzhaft lachte. Als der Lockenkopf zurück zu seiner Schwester schritt, überlegte Moritz, was er jetzt tun sollte.
Soll ich wirklich mit Frau Lehmann reden?
Moritz zögerte. Ihn überkamen inzwischen selbst Zweifel an seiner Vermutung, die ja, wenn er ehrlich war, auch wirklich lächerlich klang. Wenn er jetzt Alarm schlug und im nächsten Augenblick Leon, Heinrich und Wasi mit einem südamerikanischen Hubschrauber angerattert kommen würden, würde ihn in Zukunft niemand mehr ernstnehmen.
Aber sie nehmen dich doch jetzt schon nicht ernst. Was hast du zu verlieren? Wenn du recht hast, rettest du vielleicht allen das Leben!
Moritz dachte an Ramzis Worte. Frau Lehmann war wohl die einzige Person weit und breit, die Ahnung hatte. Sie würde seine Theorie zumindest anhören. Nervös ging er zu der verletzten Lehrerin hinüber, die mit hochgelegtem Bein an der sonnigen Rückseite des Busses gelehnt saß und die Augen geschlossen hatte. Wieder musste Moritz all seinen Mut zusammennehmen, als er ihr alles erzählte, was er vermutete.
Doch die Lehrerin tat seine Theorie ziemlich barsch ab und behandelte Moritz wie ein kleines Kind. Moritz hasste es, nicht ernstgenommen zu werden, besonders dann, wenn er sich sicher war, dass er in einer Sache recht hatte. Doch auch, als er nachhakte und jedes seiner Argumente noch einmal vortrug, ging die Lehrerin nicht auf seine Theorie ein. Zeitreisen seien unmöglich, sagte sie und wimmelte ihn ab. Moritz erschien jedes weitere Wort aussichtslos. Erst beim Weggehen fiel ihm ein weiteres Argument ein, nämlich dass es doch genauso unmöglich sei, einen Schulbus durch einen Blitz in irgendeine gottverlassene Wildnis zu versetzen, aber er hatte nun keinen Mut mehr, noch einmal umzukehren. Als die fünf selbsterklärten Ufo-Theoretiker hinter ihm plötzlich laut lachten und Moritz dabei deutlich seinen Namen hören konnte, wurde es ihm zu viel. Wahrscheinlich hatte sich dank Ramzi seine dumme Theorie nun schon bei allen herumgesprochen.
Wahrscheinlich werden sie mir alle erst dann glauben, wenn ein T. rex den ersten von uns gefressen hat.
Wütend wandte er sich um und stapfte davon. Er wollte allein sein. Immer wieder dachte er über seine Theorie nach und versuchte herauszufinden, wo genau er wohl war. Doch da sich weder ein Dinosaurier noch irgendein anderes Tier zeigte, fand er keinen Anhaltspunkt für weitere Vermutungen.
Bei seinem Spaziergang trat Moritz immer wieder Steine und Araukarienzapfen vor sich her und merkte gar nicht, wie weit er sich dabei vom Bus entfernte. Gedankenverloren hatte er mit gesenktem Kopf und konzentriert auf sein Spielchen sicher schon mehrere Kilometer zurückgelegt, als er seinen Blick wieder hob. Seine Augen flogen durch die atemberaubende Landschaft. Moritz hielt einen Moment inne, betrachtete die riesigen Bäume, die hohen, schneebedeckten Gipfel der Berge in der Ferne, und er spähte in die weite Farnebene hinaus, die sich schier endlos in Richtung Osten erstreckte. Der Bus war nicht mehr zu sehen und Moritz befürchtete, sich verlaufen zu haben. Ihm wurde angst und bange.
Bleib cool, Moritz. Du findest schon zurück!
Mit einem tiefen Durchatmen versuchte Moritz, seinen Herzschlag zu beruhigen. Es klappte. Er wusste noch, dass er am Waldrand entlanggelaufen war, und beschloss, in dieser Richtung zurückzugehen. Moritz verzichtete nun auf sein Spiel mit den Steinchen und Zapfen und beobachtete stattdessen aufmerksam die Gegend. Hinter einem wunderschönen Magnolienbaum, der herrlich weiß-violett blühte, entdeckte er etwas Merkwürdiges. Blätter und Astwerk bildeten einen fast mannshohen Hügel, der sich unmöglich von allein hier gebildet haben konnte. Moritz trat neugierig näher heran. So etwas hatte er noch nie gesehen.
Was ist das? Ein Ameisenhaufen?
Er suchte den Boden ab, doch außer einem gelben Käfer waren keine Insekten zu erkennen. Aus dem Wald tönte ein tiefes, dunkles Grollen zu ihm herüber. Moritz erstarrte. Ein Blitzlichtgewitter aus tausend Gedanken raste ihm durch den Kopf. Alle seine Befürchtungen und Ängste von vorhin und auch die Überzeugung, dass es doch eigentlich alles Blödsinn war, lieferten sich ein Duell um seinen Verstand. Angst und Panik trugen den Sieg davon.
Moritz rannte. Wie von der Tarantel gestochen, lief er den Waldrand entlang und immer weiter, bis er endlich die Umrisse des Busses entdeckte und erleichtert aufatmete.
Völlig aus der Puste verlangsamte Moritz sein Tempo. Was auch immer ihn da angeknurrt hatte, nach einem Dinosaurier hatte das nicht geklungen. Zwar wusste Moritz nicht, wie Dinosaurier klangen, das wusste nämlich niemand. Aber das Geräusch hätte genauso gut von einem Bären, einem Wildschwein oder einem Affen kommen können. Er lachte in sich selbst hinein, schüttelte mit dem Kopf und beschloss, niemandem von seinem Erlebnis zu erzählen.
Bestimmt hat Frau Lehmann Recht.
Am späten Nachmittag begann es wieder zu regnen, weshalb sich die Klasse auf ein Neues in den Bus zurückzog. Moritz lehnte gerade gedankenverloren den Kopf an die Scheibe des Busfensters, als Anna-Luisa begann The Sound Of Silence anzuspielen. Dichte Nebelschwaden zogen in der Regenluft der orangeglühenden Abendsonne umher und die tiefen Wolken, die mit dem Nebel zu verschmelzen schienen, ließen kaum einen ihrer wärmenden Strahlen hindurch. Als Anna-Luisa gerade die zweite Strophe ihres Liedes beendete, sah Moritz plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
Moritz wischte die beschlagene Scheibe ab und presste seine Nase dagegen. Tatsächlich. Da draußen bewegte sich etwas. Ein Tier. Ein gewaltiges Tier, mindestens so groß wie ein Nashorn. Und es stapfte auf zwei kräftigen Beinen direkt auf den Bus zu.
»Ruhe! Seid alle still! Sofort!«
Der Klang der Gitarre erstarb. Verdutzt drehte sich Vanessa zu ihm um.
»Was ist denn los? Gefällt dir …«
»Halt die Klappe! Da draußen ist etwas!«, unterbrach Moritz sie flüsternd. Alle starrten ihn an und Moritz bekam eine Gänsehaut. Ein leises Murmeln ging durch den Bus und jeder, der auf der rechten Seite saß, quetschte sich an die Scheiben, um etwas zu sehen. Das Wesen näherte sich. Und es war nicht allein. Drei weitere Schatten tauchten hinter ihm auf. Als der Nebel die Sicht auf das Tier freigab, glaubte Moritz, seinen Augen nicht zu trauen. Der mächtige Körper, der gewaltige Schädel, die kräftigen Beine mit Muskelpaketen, die selbst Mike wie den mickrigsten Hänfling aussehen ließen, sowie vor allem die absurd kurzen Arme konnten nur zu einem Tier gehören.
Nach einigen Augenblicken des Staunens bemerkte Moritz, dass dieses Tier aber nicht so groß war, wie ein T. rex eigentlich sein sollte. Es maß höchstens fünfeinhalb Meter von der Schnauze bis zur hellen Schwanzspitze und war gerade einmal so hoch wie ein großer Mensch, vielleicht nur etwas größer als Herr Arnold oder Heinrich.
Es muss ein Jungtier sein. Oder vielleicht ist es gar kein T. rex, sondern eine andere Art der Tyrannosauridae. Vielleicht ein Nanotyrannus … Oder ein Alioramus…
Die Haut des Tieres war grünbraun gefärbt und wurde hier und da von tiefschwarzen Streifen unterbrochen wie bei einem Tiger. An den winzigen Ärmchen hatte es lange, dünne Haare oder Stacheln, vielleicht waren es auch Federkiele, die sich in kürzerer Form auch vom Kopf bis zum Schwanz über seinen ganzen Körper hinweg zogen und besonders am Rücken so dicht waren wie ein borstiges Fell. Der Dinosaurier stapfte einmal auf ganzer Länge am Bus entlang und musterte dabei das unbekannte Objekt genau. Immer wieder reckte er den Kopf nach oben und Moritz sah, wie die riesigen Nasenlöcher flatterten, die offenbar gerade etwas Interessantes gewittert hatten.
Auch seine Gefährten waren nun näher herangekommen. Zwei der Tiere hatten ungefähr dieselbe Größe wie das erste, das letzte war aber ein ganzes Stück größer und wog sicher mehr als ein großes Auto. Sein mächtiger Kopf ragte so weit empor, dass es direkt durch die Fenster des Busses schauen konnte. Als der Dinosaurier vorbeilief, erkannte Moritz, dass er blaugrüne Augen hatte, die fast so groß waren wie Wassermelonen. Diesem Exemplar fehlte der Nackenkamm, genauso wie die Federn an den Flanken, wo es eine schuppige, ledrige Haut mit dunklen Streifen besaß. Moritz konnte kaum glauben, dass alle Vier zu einer Art gehörten. Das größere Tier stapfte gemächlich, aber mit riesigen Schritten dahin, die Kleinen aber flitzten munter am Bus vorbei, während sie immer wieder im Spiel nacheinander schnappten.
Moritz hielt den Atem an. Im Bus war es mucksmäuschenstill. Als das erste Tier an der zerstörten Front des Fahrzeugs ankam, schnaubte es laut hörbar, worauf der Große mit einem langgezogenen Grollen Antwort gab. Moritz kannte dieses Geräusch.
Der erste Tyrannosaurier lief nun zielstrebig hinter den Bus, genau zu der Stelle, wo sie gestern den Busfahrer begraben hatten, und beschnüffelte interessiert das Grabkreuz. Als er es mit der Schnauze anstupste, fiel es um. Der Große war ihm gefolgt, und beide Tiere begannen nun, mit den klauenbewehrten Hinterbeinen im Boden zu scharren. Auch das dritte und vierte Tier kamen zu ihrer Unterstützung und bald schon hatten sie gemeinsam den Körper freigelegt. Der Kleine, der das Grab zuerst entdeckt hatte, schnappte sich sofort das Bein der Leiche, woraufhin der Große einen grollenden Warnton ausstieß, der Moritz die Haare zu Berge stehen ließ.
Zwei der beiden kleineren Tiere sprangen sofort nach hinten weg, um sich keinen Ärger einzuhandeln, jedoch wollte das erste nicht so einfach auf- und erst recht nicht seine Entdeckung preisgeben. Als es unbeirrt weiter an Norberts Bein festhielt, fing es sich vom Großen eine Tracht Prügel ein: Der Große unterstrich, dass er hier ganz allein das Sagen hatte, indem er seinen kleinen Gefährten brutal mit der Schnauze zur Seite wegstieß. Dann kommentierte er die Erziehungsmaßnahme mit einem weiteren bösartigen Fauchen. Der Kleine musste einsehen, dass er hier keine Chance hatte, und zog sich mit hängendem Kopf zu seinen Geschwistern zurück. Erst danach packte der Sieger des Streits die Leiche am Oberschenkel und zerrte sie vollständig aus dem Grab.
Dies rief jedoch den Kleinen erneut auf den Plan, der offensichtlich der Meinung war, dass der Busfahrer ja wohl für sie alle reichen werde. Er rannte zielstrebig auf die vielversprechende Beute zu, schnappte diesmal nach dem freihängenden Arm und begann daran zu reißen. Dem Großen passte das jedoch gar nicht. Also machte er ernst: Mit wütendem Brüllen ließ er die Leiche los, stürzte sich auf den Kleinen und biss gnadenlos zu. Seine langen Zähne bohrten sich tief in die Schnauze seines Artgenossen. Quiekend suchte der Kleine zusammen mit mehreren hässlich blutenden Wunden das Weite, während der Große nun endlich mit dem Fressen beginnen konnte. Ein schneller Ruck, und das Bein riss ohne große Mühe vom Rumpf ab. Angewidert hörte Moritz das Geräusch, als der Dinosaurier mühelos die Knochen des Busfahrers zerknacken ließ. Es übertönte sogar das Rauschen des Regens.
Vanessa presste die Hände vor den Mund und sah aus, als würde sie gleich kotzen. Und auch Moritz spürte, dass sein Magen dem Anblick sicher nicht mehr lange standhalten würde. Doch er konnte den Blick trotzdem nicht von den Dinosauriern abwenden. Das zurückgeschlagene Jungtier hatte sich aufgerappelt und wieder brav zu seinen Geschwistern gesellt. Alle drei tänzelten immer wieder von einem Bein auf das andere.
Moritz hatte sich so sehr auf das makabre Schauspiel vor dem Bus konzentriert, dass ihn das ohrenbetäubende Donnern, das von der anderen Seite des Waldes kam, wie ein Faustschlag traf. Es war gar kein richtiger Donner, jedenfalls nicht ein solcher, der von einem Gewitter verursacht wurde. Als er ruckartig herumfuhr, stockte ihm der Atem. Ein wahres Monster trat mit riesigen Schritten aus dem Nebel. Es musste mindestens elf Meter lang sein. Mit noch größerem Entsetzen bemerkte Moritz, dass es noch von einem weiteren Tyrannosaurus begleitet wurde, der sogar noch länger war als ihr Reisebus!
Die vier Streithähne, sogar der größte von ihnen, wirkten neben diesen Ungeheuern wie Zwerge. Als die beiden Giganten am Grab ankamen, gaben alle vier ein leises Fiepen von sich. Der Sieger des vorherigen Streits zeigte, dass er seinen Platz in der Rangordnung des Rudels kannte. Demutsvoll neigte er den Kopf, trat zurück und ließ die Großen ohne Widerstand an die Überreste der Leiche.
Das riesige Alphatier schnaubte dumpf und griff mit seinem gewaltigen Maul nach dem beleibten Körper des Busfahrers. Als wäre er nichts als eine Spielzeugpuppe, hob ihn der Tyrannosaurus mit dem Rumpf voran in die Höhe. Sein Gefährte war sofort zur Stelle und packte das andere Bein, welches einsam und steif an dem toten Körper baumelte.
Moritz konnte erkennen, dass der kleinere der beiden Giganten ebenfalls einen üppigen Federkamm besaß, so ähnlich wie die drei Kleinen. Vielleicht ist es das Männchen, überlegte Moritz. So beeindruckt und begeistert er von diesen Tieren auch war, in der nächsten Sekunde musste er sich die Augen zuhalten. Nie würde Moritz das Geräusch vergessen, als die beiden Elterntiere den Körper des Busfahrers mit einem Ruck auseinanderrissen, als wäre er aus Papier, und die beiden Teile dann ohne zu kauen herunterschlangen. Die kleinen Tyrannosaurier begannen lautstark zu quieken, als die Beute, um die sie so erbittert gezankt hatten, plötzlich weg war. Doch in dieser Familie galt ganz offensichtlich das Recht des Stärkeren.
»Wir müssen hier Weg, Leute!«, flüsterte Herr Arnold. Moritz war zu entsetzt, um das zu registrieren.
Alle Tiere standen gerade an der Vorderseite des Busses, sodass der Weg durch die fehlende Rückwand frei war. Die meisten Schüler ließen sich so leise, wie sie konnten, auf den Boden nieder und drängten sich in ihrer Angst auf allen Vieren nach hinten, jedoch waren einige noch immer wie gelähmt und rührten sich nicht von ihrem Platz. Moritz gehörte dazu.
»Wenn ihr raus seid, lauft ganz schnell nach hinten zum Maisfeld. Und von da aus in den Wald. Ganz egal wohin, Hauptsache ihr bleibt in Deckung!«, befahl Herr Arnold flüsternd.
Erst ihm gewahr wurde, dass er und der bewusstlose Jan-Lukas die letzten waren, die noch nicht auf Knien über den Mittelgang krochen, fiel ihm ein, wie wichtig es war, dass er dem Vorschlag auf der Stellte widersprach. Er wusste, dass Tyrannosaurier über einen ausgezeichneten Geruchsinn verfügten, sogar einen der besten im gesamten Tierreich. Im Maisfeld wären sie auf keinen Fall sicher, denn dort würden die Dinosaurier sie umgehend wittern. Was Herr Arnold vorhatte, war bestenfalls Selbstmord!
Doch musste Moritz erkennen, dass es längst zu spät war. Seine Mitschüler hatten schon einer nach dem anderen begonnen, sich aus dem Heck des Busses hinabzulassen. Mike und Kevin waren sogar schon am Maisfeld angekommen, noch bevor Moritz überhaupt in den hinteren Busteil gelangte, um sie zu warnen. Verzweiflung ergriff von Moritz Besitz, als er Max am Bein packte, der sich gerade anschickte, an seinem Sitz vorbei zu kriechen und an der Kante hinabzuklettern.
»Halt! Warte! Nicht raus! Bleibt alle hier! Das bringt nichts! Die werden uns sofort wittern, und sie sind viel schneller als wir! Wir haben draußen keine Chance!«, flüsterte er den wenigen verbliebenen Schülern zu, die ihn jedoch nur entgeistert ansahen und dann verunsichert zu Herrn Arnold zurückblickten. Auf wen sollten sie hören?
»Wir haben jetzt keine Zeit zu diskutieren, Moritz!«, zischte Herr Arnold. »Jetzt mach endlich, dass du hier rauskommst! Sonst sind wir gleich alle Dinofutter!«
Moritz starrte weiter nach draußen. Dort schien bis jetzt noch alles gut zu gehen. Die Hälfte der Schüler war bereits aus dem Fahrzeug geklettert. Cord verschwand soeben als letzter hinter den Maishalmen.
»Los jetzt! Beweg deinen Arsch!«, befahl Herr Arnold, so leise er konnte.
»Michael! Nicht in diesem Ton!«, wies ihn Frau Lehmann hinter ihm zurecht. »Moritz, wir haben alle Angst. Aber es ist ganz wichtig, dass wir jetzt zusammenbleiben, hörst du!«
»Aber was ist mit Jan-Lukas?«, fragte Max. Er war der Kante am nächsten. »Wir können ihn doch nicht zurücklassen!«
»Wir können ihn aber auch nicht tragen!«, entgegnete Herr Arnold. »Es tut mir ja auch leid, aber…«
Ein tiefes Grollen drang Moritz durch Mark und Bein, noch bevor er sich zu etwas entschließen konnte. Der mittelgroße Tyrannosaurier stand genau vor der Busfront auf der anderen Seite neben der mächtigen Araukarie und blickte durch das zerstörte Frontfenster ins Fahrzeug hinein.
Er hatte sie entdeckt.
[…]
Eine weitere Leseprobe gefällig? Bei meinem Besuch im Auberlehaus in Trossingen habe ich aus meinem Buch eine Lesung gehalten:
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