Name: Dakotaraptor steini („Steins Dakota-Räuber“)
Beschrieben: 2015 von Robert A. DePalma et al.
Ordnung: Theropoda; Familie: Dromaeosauridae
Länge: ♂ bis zu 5,6m, ♀ bis 5,2m
Gewicht: ♂ bis zu 245kg, ♀ bis zu 215kg
Ernährung: carnivor
Beschreibung:
Wenn man den Tyrannosaurus außen vor lässt, ist der wohl gefürchtetste Beutegreifer der Hell-Creek-Formation der mächtige Dakotaraptor. Ausgewachsen beinahe dreimal so groß und zehnmal so schwer wie sein engster dort lebender Verwandter, der Acheroraptor, hat ein Dakotaraptor kaum einen natürlichen Feind zu fürchten. Dakotaraptor ist entgegen der landläufigen Meinung aber wie viele andere Dromaeosaurier kein Rudeltier. Lediglich ein Männchen und ein Weibchen leben zusammen, die sich ihr ganzes Leben lang treu bleiben. Im Frühjahr legen die beiden ein Nest an, meist auf einer Anhöhe oder gelegentlich sogar in einer Astgabel eines Baumes. Denn Dakotaraptor ist trotz seines Gewichts ein meisterhafter Kletterer. Das Weibchen legt dann zwei bis fünf Eier, die es unter seinen langen Armfedern eng an den Körper geschmiegt ausbrütet. Dabei wechselt es sich mit dem Männchen ab.
Die Jungen bleiben bei ihren Eltern, bis sie selbstständig auf die Jagd gehen können, also meist nur einige Wochen nach dem Schlüpfen. Danach schlagen sie sich als Einzelgänger durch. Gelegentlich schließen sie sich auch mit gleichaltrigen Artgenossen zusammen. Gejagt wird zwar nur selten gemeinsam, hat ein Tier jedoch Beute gemacht, tummeln sich schnell auch alle anderen Raptoren in der Nähe um den Kadaver. Da die Jungraptoren aber gänzlich andere Beute bevorzugen als ihre erwachsenen Artgenossen, stellen sie füreinander kaum eine Konkurrenz dar.
Jagdverhalten
Erwachsene Raptoren gehen bevorzugt in der Dämmerung auf die Jagd. Sie sind sehr intelligente Tiere und kommunizieren untereinander meist mit tiefen Brumm- und Knurrlauten. Sie können jedoch auch sehr laut schreien und heulen, und sogar die Stimmen anderer Dinosaurier imitieren. Bei der Jagd pirscht sich ein Dakotaraptor wie ein heutiger Tiger zuerst langsam an sein Opfer heran, um sie dann in einem schnellen Angriff zu überwältigen. Um die dicke Haut eines Edmontosaurus oder eines Triceratops durchstoßen zu können, benutzen sie die sichelförmige Klaue auf der zweiten Mittelzehe wie einen Dolch. Gezielt stoßen sie zu, um tiefe Wunden vor allem an den Schlagadern und den Atemwegen zu reißen. Meistens greifen sie sich jedoch eher kleinere Beutetiere wie Thescelosaurus oder Pachycephalosaurus, die sie mit ihrem Gewicht zu Boden reißen und dort mit ihrer Fußkralle fixieren.
Dakotarapror ist trotz seiner Körpermasse von mehreren hundert Kilogramm ein erstaunlich schneller Läufer. Er kann ein fliehendes Beutetier auch über kurze Distanz hetzen und ist in der Lage, weite und hohe Sprünge zu meistern. Am liebsten greift er aber aus dem Hinterhalt an, oft auch von oben aus der Krone eines Baumes. Er kann mehrere Meter tief hinabspringen, ohne sich zu verletzen. Die langen Federn an den Armen und am Schwanz bremsen den Sturz wie ein Fallschirm. Sie sorgen beim Springen und Laufen außerdem für Balance.
Tarnung
Erstaunlich ist, dass Dakotaraptor für einen aktiven Jäger recht auffällig gefärbt ist. Die Männchen, die ein gutes Stück größer und schwerer werden als die Weibchen, haben einen silbrig-weißen Hals, ebenso helle Beine und strahlend blaue Arm- und Schwanzfedern. Bei den Weibchen sind diese Federn ebenfalls silbrig bis cremefarben. Trotz ihres hellen Gefieders können sich Dakotaraptoren bei der Jagd beinahe unsichtbar machen. Im Licht des Morgengrauens und der Abenddämmerung werfen ihre Federn kaum Reflektionen zurück. Auch bei Regen sind sie kaum zu sehen. Bekommen sie ausnahmsweise mal an einem sonnigen Tag eine vielversprechende Beute in ihre ausgezeichnete Nase, wälzt sich das Raptorenpaar zunächst im Staub, um sich in den Erdfarben zu tarnen, bevor die Pirsch beginnt.
Trivia zu Dakotaraptor:
Die aufsehenerregende Entdeckung des Dakotaraptor im Jahr 2015 schien die seit langem bestehende These zu widerlegen, dass Tyrannosaurus der einzige große Theropode in der Hell Creek Formation war und die ökologische Nische der mittelgroßen Beutegreifer nur von seinen Jungtieren ausgefüllt wurde. Dakotaraptor war nun als der zweitgrößte bislang bekannte Vertreter aus der Familie der Raptoren (Dromaeosauridae) bekannt. Er wurde nur von dem geologisch älteren Utahraptor übertroffen.
Dakotaraptor: eine Chimäre?
In den letzten Jahren wurde die Euphorie von Dino-Fans, einschließlich mir, allerdings mehr und mehr ernüchtert. Es stellte sich nämlich heraus, dass viele Knochen des Dakotaraptor eventuell von anderen Dinosauriern stammen könnten. Das Gabelbein gehörte nachweislich sogar zu einer Schildkröte. Die Bein- und Wirbelknochen könnten hingegen als die eines Ornithomimosauriers (vielleicht Struthiomimus?) und sogar die gefürchteten Sichelkrallen als Handkrallen eines Caenagnathiden (vielleicht Anzu?) zu erklären sein. Demnach wäre Dakotaraptor eine sogenannte Chimäre: ein fälschlich als neue Art aufgestelltes „Mischwesen“, dass in Wahrheit aus den Fossilien mehrerer Arten rekonstruiert wurde. Dakotaraptor hat also wahrscheinlich gar nicht existiert!
Die These, dass der von Robert DePalma beschriebene Dakotaraptor eine Chimäre und damit ein bloß ein öffentlichkeitswirksamer PR-Gag war, wird inzwischen von vielen renommierten Experten unterstützt. DePalma steht nicht nur deshalb scharf in der Kritik. Voreilige Schlüsse zu ziehen und Fossilien falsch zu interpretieren sind inzwischen sogar noch die sanftesten der gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Inzwischen gehören auch bewusste Datenfälschung und Unterschlagung von Fundstücken mit dazu, was seinen Ruf als Wissenschaftler stark beschädigt hat. Nicht zuletzt deshalb könnte man sogar davon ausgehen, dass DePalma sogar vorsätzlich handelte, als er „seinen“ neuen Riesen-Dromaeosaurier präsentierte. Diese Sensation hat seiner Karriere nämlich einen gewaltigen Schub verpasst.
Dakotaraptor in meinen Büchern:
Umso ärgerlicher sind diese Zweifel nun für mich und meine Buchreihe. Dakotaraptor wurde im Jahre 2015 wissenschaftlich beschrieben, was mitten in die Entstehungszeit von Die Weißen Steine fiel. Voller Begeisterung habe ich diese Sensationsentdeckung aufgegriffen und gleich in meinem Buch verarbeitet. In meinem Roman bekam dieser Dinosaurier seinen allerersten Auftritt in der Literatur. Ich habe Dakotaraptor sogar zum „Wappentier“ meiner Romanreihe gemacht: Ein junger Dakotaraptor namens „Razor“ spielt darin nämlich eine wichtige Hauptrolle! Nicht zuletzt deshalb ist Dakotaraptor auch der Dinosaurier, der auf meiner Facebook-Seite am 08.08.2018, kurz vor der Veröffentlichung meines Buches, seinen allerersten Artikel bekam.
Die enorme Popularität, die der junge Dakotaraptor Razor bei Fans meiner Romanreihe genießt, war auch der Grund, ihn in meine Kinderbücher zu überführen. Tatsächlich ist der Razor, der in der ersten Traumreise in Mein traumhaftes Dinosaurierbuch auftaucht, nämlich der gleiche, der auch in Die weißen Steine auftritt. Du begegnest ihm dort allerdings in der Zeit, wo er auf sich allein gestellt durch die Wildnis streift, nach dem schweren Wirbelsturm und getrennt von seinem menschlichen Freund John. Weil ich diese Geschichte nur ungern in eine andere Formation verlegen möchte, und weil ich die starken Dakotaraptor-Szenen aus allen drei (!) Romanen nicht mehr streichen kann, werde ich Razor und die wahrscheinlich bald als ungültig geführte Art „Dakotaraptor“ also vorerst in meinen Werken belassen.
Diskussion:
Gab es vielleicht doch einen großen Dromaeosaurier in Hell Creek?
Ich habe dennoch den Anspruch, dass alle in meinen Büchern geschilderten Begebenheiten aus wissenschaftlicher Sicht plausibel sind. Doch wie erklärt man seinen Lesern, wie erklärt man gar fachlich versierten Experten, dass man an einem offenbar widerlegten und gar nicht existenten „Hauptcharakter“ festhält? Nun, es gibt zumindest einige Argumente dafür, dass man die Existenz eines großen Dromaeosauriers während der späten Kreidezeit im westlichen Nordamerika nicht komplett ausschließen kann.
Argument I: Nordamerika ist groß, unser Kenntnisstand aber winzig!
Nordamerika ist nämlich ein wirklich riesiger Kontinent, mit unzähligen verschiedenen Lebensräumen. Hell Creek- und auch die vielen anderen Formationen, die in Nordamerika aufgeschlossen sind, bildeten nur einen winzigen Teil davon ab. Meist wurden diese Fundstellen in prähistorischen Küstengebieten abgelagert, wo seichte Schelfmeere, Sümpfe, Überschwemmungsebenen und Bruchwälder lagen, also sehr wasserreiche Lebensräume. Doch über alle anderen Gebiete, die in trockeneren Gegenden oder auf höherem Terrain lagen, ist kaum etwas bekannt. Über Appalachia, dem östlichen Teil Nordamerikas, ist unser Kenntnisstand sogar noch weit geringer, weil wir dort nur sehr wenige und noch kaum erforschte Fossillagerstätten vorfinden.
Argument II: Aus Waldgebieten haben wir kaum gute Fossilien!
Darauf baur mein zweites Argument direkt auf. Heute sind nämlich Wälder, insbesondere Regenwälder die artenreichsten Lebensräume der Erde. Nirgendwo sonst gibt es eine solche Vielfalt, wie etwa in Südostasien, dem Kongobecken oder vor allem dem Amazonas. In der Kreidezeit wird es kaum anders gewesen sein. Doch aus den damaligen Waldgebieten, vor allem nicht aus den Regenwäldern, kann man keine reichen Fossilfunde erwarten. Warum? Der Waldboden ist aufgrund seiner biochemischen Struktur überhaupt nicht gut für die Fossilisation geeignet. Dass ein Tier dort nach seinem Tod sedimentiert und zum Fossil wird, ist nahezu ausgeschlossen. Ein saures Milieu mit vielen Mikro-Organismen löst jeden Kadaver in kurzer Zeit auf – wenn er nicht zuvor ohnehin von makroskopischen Aasfressern konsumiert wird. Traurige Tatsache: von wohl allen regenwaldbewohnenden Dinosauriern werden wir wohl niemals überhaupt etwas erfahren. Sie sind aus der Erdgeschichte restlos ausradiert.
Die Fossilisations-feindlichen Wälder bedeckten in der Kreidezeit nämlich mehr als 70% der Landfläche Nordamerikas. Und wir haben deshalb keine Ahnung, wie die Ökosysteme darin konkret aufgebaut waren. Dass oder ob sie denen in Küsten- oder Bruchwaldgebieten überhaupt ähnelten, ist eine offene Frage. Wir kennen bislang lediglich etwa zwei Dutzend verschiedene Dinosaurier aus dieser Zeit in Nordamerika. Es könnte dort allerdings hunderte, wenn nicht gar tausende mehr Arten gegeben haben! Und warum nicht auch einen großen Dromaeosaurier?
Argument III: Es gibt durchaus große Domaeosaurier-Fossilien!
Aus der Lance Formation in Wyoming sind Fossilien bekannt, die unzweifelhaft von einem bislang nicht bestimmten Dromaeosaurier stammen. Dieses Tier hatte Schätzungen zufolge wenigstens die Größe von Deinonychus, einem mittelgroßen Dromaeosaurier aus der Unterkreide. Die Fossilien sind leider sehr spärlich und auch in keinem guten Erhaltungszustand, deuten aber auf ein Tier von mindestens 3m Länge hin. Damit sind sie deutlich größer als die bislang bekannten Funde anderer Domaeosauriden, wie Saurornitholestes, Dineobellator oder Acheroraptor. Könnte es also doch eine große, bislang noch nicht beschriebene Raptoren-Art in Laramidia gegeben haben?
Einige Forscher argumentieren, die Fossilien könnten auch von einem sehr großen Exemplar von Acheroraptor stammen, der aus der nahegelegenen Hell Creek Formation überliefert ist. Alle anderen Fossilien dieses Dromaeosauriers sind nämlich nicht besonders aufschlussreich. Wir können außerdem nicht ausschließen, dass sie bislang alle nur von noch nicht ausgewachsenen Jungtieren stammen. Ein erwachsener Acheroraptor könnte demnach deutlich größer geworden sein. Zwar war er wohl nicht so groß wie der von DePalma postulierte Dakotaraptor, und auch die in der Lance Formation gefundenen Überreste sind noch weit von solch gigantischen Ausmaßen entfernt. Immerhin gibt es aber doch wenigstens Indizien für größere Dromaeosaurier, der wenigstens in der Mitte zwischen Acheroraptor und „Dakotaraptor“ gelegen haben dürfte! Wieso sollte es also nicht noch einen größeren gegeben haben?
Aufgrund dieser Argumente bleibt es zumindest plausibel, dass in Die Weißen Steine gigantische Dromaeosaurier ihr Unwesen treiben. Es ist aber natürlich sehr schade, dass ich ihren Auftritt nun nicht mehr mit einem direkten Fossilbeleg unterstützen kann.
Dakotaraptor in der Wikipedia:
Und hier geht’s zurück zur Seite Leben in der Urzeit! |
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