In meinem Roman Die Weißen Steine gelangt eine Schulklasse auf mysteriösem Wege in die späte Kreidezeit. Genauer: ins Maastrichtium, wie die Forscher den allerletzten Abschnitt der Kreidezeit nennen. Die unfreiwillige Zeitreise verschlägt die Teenager und ihre Lehrer ins prähistorische Nordamerika. Der Westteil des Kontinents war einerseits durch einen verbliebenen Arm eines einst gewaltigen Binnenmeeres, andererseits durch eine hohe Gebirgskette in mehrere Lebensräume unterteilt, die sich am Ende der Kreidezeit allerdings an einigen Stellen überlappten und miteinander in Verbindung standen. Dies ermöglichte es den Dinosauriern, in den Teilgebieten umherzuwandern. Allerdings gab es hinsichtlich der Tierwelt und Landschaft oftmals doch sichtbare Unterschiede. Der Südwesten, wo der Pierre Seaway in den Golf von Mexiko mündete, bot ein ganz anderes Klima und eine ganz andere Tierwelt auf, als die Küstengebiete weiter nördlich.
Geographie
Der Landschaftsraum dieser heutigen Gesteinsformationen erstreckte sich während des Maastrichtiums entlang der Küsten des Pierre Seaways und des Golfs von Mexiko. Dieser Lebensraum bot damals einen Kontrast zu den weiter nördlich gelegenen Regionen. In seinem Zentrum wurde von den Ost-Ausläufern der laramidischen Gebirgskette durchzogen, die sich als imposante natürliche Barriere erhoben. Auch durch weitverzweigte Fluss-Systeme, die grob in den prähistorischen Betten des heutigen Missouri River, Brazos River und Rio Grande flossen, wurde dieser Lebensraum in unterschiedliche Ökosphären unterteilt. Auf der einen Seite der Gebirgskette erstreckte sich ein ausgedehntes Küstengebiet, das von einem warmen, tropischen Klima geprägt war. Hier, entlang der sanften Küstenlinien, fanden sich zahlreiche Mangrovenwälder und üppige Sumpflandschaften. Die Flussmündungen boten eine reiche Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Meereslebewesen, Wasservögeln und Dinosauriern. Hier tummelten sich sowohl Süß- als auch Brackwasserfische, und selbst größere Haie zog es in die seichten Buchten und Kanäle.
Die andere Seite hingegen war ein semiarides Gebiet mit kontinentalem Klima und deutlich weniger Niederschlag, das vom jahreszeitlichen Wechsel aus Regen- und Trockenzeiten geprägt war. Dieses Wechselhafte Klima war der Auslöser für die Wanderbewegungen der dort lebenden Hadrosaurier und Ceratopsier. Auch der mächtige Alamosaurus, der bloß im West-Teil Nordamerikas vorkam, zog wandernd durch dieses Gebiet. Die exotische Pflanzenwelt in diesem Kontinentalgebieten bestand aus Palmen, Farnen und einem dichten Unterholz aus Nadelwäldern, das von den periodischen Regenfällen profitierte. Diese Region diente vielen Tieren als Brutstätte. Die gesamte Gegend war auch von einer hohen vulkanischen Aktivität geprägt. Lavafelder und karge Basaltgebirge prägten hier das Landschaftsbild, während am Himmel gewaltige Flugsaurier wie Quetzalcoatlus ihre Kreise zogen und nach Beute spähten. Aufgrund der deutlich südlicheren Lage waren die kürzesten Tage im Winter immerhin noch 9 Stunden lang. Im Sommer konnte es dagegen etwa 15 Stunden durchgehend hell sein.
Zwei geteilte Lebensräume
Viele Forscher gehen davon inzwischen davon aus, dass die laramidische Gebirgskette, aber auch die noch vorhandenen Meeresarme und vielleicht auch mächtige Flussläufe natürliche Barrieren darstellten, die das westlichen Nordamerika in mindestens zwei große Ökosphären teilte. Die eine, zu welcher u.a. die Hell Creek Formation gehört, liegt nordöstlich. Sie reicht von Colorado über den Osten Wyomings nach Ost-Montana, und über North und South Dakota bis ins kanadische British Columbia, Alberta und Sasketchewan. Die andere umfasst wiederum die Formationen im amerikanischen Südwesten, wie u.a. die Ojo Alamo Formation. Sie erstreckt sich westlich vom Nordwesten Montanas über den Westen Wyomings und Utahs bis nach Nevada und Kalifornien, und reicht südlich nach Arizona, New Mexiko, Texas und in den mexikanischen Bundesstaat Sonora. |
Klima
Während des Maastrichtiums, der letzten Phase der Kreidezeit vor etwa 72 bis 66 Millionen Jahren, unterschied sich das Klima im Südwesten Nordamerikas deutlich von den heutigen dortigen Bedingungen. Aufgrund der Vielzahl der dortigen Wettergrenzen aus Flüssen, Buchten, Sümpfen und Gebirgszügen herrschte dort gewissermaßen ein Klima der Widersprüche. Gesamtbetrachtet war die Region von einem warmen, und in der Nähe zum Meer auch feuchteren Tropenklima geprägt. In den feuchteren Gebieten fand sich eine üppig wachsende Vegetation, die vielen Tieren Nahrung und Lebensraum bot. Saisonale Temperaturschwankungen waren im Tiefland weniger ausgeprägt als weiter nördlich oder in höheren Lagen. In den Küstengebieten und tieferen Lagen des Südwestens erreichten die Temperaturen im Sommer häufig mehr als 30°C. Weiter im Inland konnten sie hingegen häufig die Marke von 40°C erreichen und überschreiten.
Dort, im höhergelegenen Inland, gab es im Vergleich auch nur sehr geringe Niederschlagsmengen, was zu einem kontinentalen Halbwüstenklima führte. Dort fand sich zumeist nur eine karge Vegetation mit Buschland. Lediglich an Flussufern und an den südlichen Hängen der vulkanischen Berge fanden sich noch mancherorts Nadelwälder. Im Winter lagen die Temperaturen in höheren Lagen und bergigen Gebieten allerdings deutlich tiefer als in Meeresnähe. Auf den höchsten Berggipfeln von mehr als 4.000m Höhe kam es gar zu gelegentlichen Frostperioden und sogar Schneefällen. Niederschläge, einschließlich Regen und Schnee, waren saisonal und hingen von den atmosphärischen Bedingungen ab. Die feuchten Luftmassen aus den Küstengebieten wurden durch Südwinde auch in weiter nördliche Regionen transportiert. Besonders am Südrand der laramidischen Gebirgskette kam es zu Beginn der Regenzeit zu monsunartigen Regenfällen. Die jährliche Niederschlagsmenge konnte dort im Durchschnitt zwischen 500 und 1300mm betragen.
Ökologie und Landschaftsformen
Die südwestlichen Regionen des kreidezeitlichen Nordamerikas zeichneten sich durch eine vielfältige Ökologie und eine faszinierende Palette von Landschaftsformen aus. Werfen wir nun einen Blick auf einige der bemerkenswerten Lebensräume und Umweltbedingungen dieser fernen Ära. Dazu begeben wir uns auf eine weitere Zeitreise, diesmal vom Süden bis zum Norden, durch diese beeindruckende Urzeitwelt und lernen ihre Schönheit und ihre Bewohner näher kennen!
Südwestküste
Die westliche Golfküste des südwestlichen Nordamerikas, wie auch die Küstenlinien an der Mündung des Pierre Seaways, waren oft von weit ins Inland reichenden Mangrovenwäldern gesäumt. Diese ökologischen Nischen bildeten sich in den brackigen Flussmündungen und boten ein reichhaltiges Habitat für eine Vielzahl von Lebewesen. In den Sommermonaten, während der Regenzeit, stieg die Niederschlagsmenge erheblich an und führte zu saisonalen Überschwemmungen, die diese Gebiete in ein wahres Paradies für Pflanzen und Tiere verwandelten. Andernorts fand man allerdings auch ausgedehnte Sandstrände und auch Steilküsten, die als Brutplätze für Seevögel und Flugsaurier dienten.
Zu den charakteristischen Bewohnern dieses Lebensraums gehörten verschiedene Fisch- und Amphibienarten, sowie zahlreiche Vögel, die sich von den Insekten und Fischen in den Gewässern ernährten. Auch Krokodile und Champsosaurier, die hervorragend an das Leben im Brackwasser angepasst waren, waren hier heimisch. Sie mussten sich gelegentlich den Lebensraum mit großen marinen Raubfischen und sogar Haien teilen, die häufig auch noch weit bis in die oberen Flussarme hinaufschwammen. Die Mangrovengebiete dienten auch als wichtiger Zufluchtsort für Dinosaurier, darunter Hadrosaurier wie Edmontosaurus, Kritosaurus und Augustynolophus und die gepanzerten Ankylosaurier wie Ankylosaurus und Denversaurus.
Flussdeltas und Bruchwälder
Weiter landeinwärts erstreckten sich ausgedehnte Flussdeltas und Bruchwälder. Während der Regenzeit führten die Flüsse Hochwasser, die diese Gebiete überfluteten und eine reichhaltige Vielfalt von Lebensformen unterstützten. In den lehmigen Senken bildeten sich tiefe Seen, während sich an den Ufern Schwemmebenen und Sumpflandschaften ausbreiteten.
Diese Lebensräume waren die Heimat von Fischen, Amphibien und einer Vielzahl von Wirbellosen. Die Bäume in den Bruchwäldern boten auch Nistplätze für zahlreiche Vogelarten, die in der Mittagssonne auf Insektenfang gingen. Nachts gehörten die Wälder den Säugetieren, die auf Beutezug gingen. Das größte Säugetier dieser Region war Didelphodon, ein prähistorisches Beuteltier, das perfekt an ein Leben in der Nähe des Wassers angepasst war. Auch viele Dinosaurier, darunter Ornithomimus, Ankylosaurus, Triceratops und Edmontosaurus, waren hier zu finden. Die bizarren Oviratorosaurier wie Ojoraptorosaurus hatten hier ihre Brutgebiete. Raubtiere wie Dineobellator und Pectinodon lauerten auf Beute, während auch der mächtige Tyrannosaurus gelegentlich Jagd auf unvorsichtige Tiere in den Bruchwäldern machte.
Buschland
Ein weiteres charakteristisches Merkmal des südwestlichen Nordamerikas waren die ausgedehnten Buschländer. Diese Regionen wurden von niedrigen Sträuchern, Büschen und fruchtbaren, aber nicht besonders hoch wachsenden Pflanzen dominiert. Grasland war zu dieser Zeit noch selten, und die vorherrschenden Bodendecker waren Farne, Bärlappe und Moose. Bäume standen hier bloß vereinzelt. Wälder bildeten sie nur an den Randgebieten zu Flüssen oder den feuchteren Hängen an den Vulkanen im Norden, wo sich feuchte Luftmassen aufstauen und Regenwolken bilden konnten.
Hier lebten zahlreiche Insekten, die die Grundlage für viele weitere Tierarten bildeten, darunter Echsen, Säugetiere und Vögel. Diese wiederum standen auf der Speisekarte kleiner, fleischfressender Dinosaurier. Doch auch der gewaltige Flugsaurier Quetzalcoatlus, hoch wie eine Giraffe, stakste durch diese kargen Landschaften. Er schnappte sich jedes unvorsichtige Beutetier, dass er in seinen langen Schnabel bekam. Das beeindruckendste Tier dieses Lebensraumes war jedoch der riesige Sauropode Alamosaurus. In seinen Fußstapfen sammelte sich das Regenwasser, und er „beschnitt“ durch seinen gewaltigen Appetit in regelmäßigen Abständen die Bäume an den Waldrandgrenzen. So sorgte er wie kein anderes Tier für einen für die Pflanzenwelt so wichtigen Mineralienaustausch im Boden. Kleinere Dinosaurier wie Leptoceratops und Thescelosaurus durchstreiften diese Buschlandschaften auf der Suche ebenfalls nach Nahrung, während Horndinosaurier und Hadrosaurier hier auf ihren Wanderungen entlangzogen. Verfolgt wurden sie dabei stets von den Rudeln des mächtigen Tyrannosaurus.
Lava-Felder
Die vulkanische Aktivität, die die Landschaft des südwestlichen Nordamerikas prägte, führte zur Entstehung von ausgedehnten Lava-Feldern. Diese Regionen waren oft trocken und von karger Vegetation geprägt. Hier wuchsen hauptsächlich Nadelhölzer wie Araukarien, Kiefern und Pinien, aber auch vereinzelt Palmen und Magnolien.
Die Tierwelt in den Lava-Feldern war auf Lebewesen beschränkt, die sich an trockene und aride Bedingungen angepasst hatten. Struthiomimus und Trierarchuncus durchstreiften diese Region auf der Suche nach Insekten und Aas. Auch Pachycephalosaurier waren gelegentlich in den kargen und zerklüfteten Lavafeldern zu sehen, da sie auch mit der zähesten Pflanzenkost zurechtkamen. Besonders die Jungtiere mussten hier stets auf der Hut vor räuberischen Flugsauriern und gewitzten Raubdinosauriern wie Saurornitholestes sein.
Bergwälder
Im Westen erstreckten sich die Ausläufer der laramidischen Gebirgskette, die sich bis zu einer Höhe von über 4.000 Metern aufragten. An den Hängen dieser Berge wuchsen dichte Bergwälder, hauptsächlich mit Nadel- und Lorbeergehölzen. Oberhalb der Baumgrenze wurde die Vegetation spärlicher. Viele der felsigen Gipfel waren völlig vegetationslos und zumindest im Winter von Eis und Schnee bedeckt waren.
Die Bergwälder waren ein Lebensraum für zahlreiche Vögel, Reptilien und Säugetiere, sowie einige wenige auch an große Höhen angepassten Amphibien. In den Baumwipfeln wuchsen auch die jungen Flugsaurier zu riesigen Luftakrobaten heran. Hier lebten außerdem einige kleine Dinosaurier wie Leptoceratops und Pachycephalosaurus, die sich in dieser Umgebung gut behaupten konnten. Gejagt wurden sie von Dromaeosauriern und Troodontiden. In den weitläufigen Höhlensystemen erstreckte sich dagegen noch ein ganz eigenes, abgeschottetes Ökosystem. Dort, im ewigen Dunkel, lauerten Grottenolme auf kleine Wirbellose als Beute.
Fossil-Lagerstätten an der Südwestküste Nordamerikas:
Meine Rekonstruktion der Lebensräumen aus den südwestlichen Küstengebieten Laramidias basiert natürlich auf echten Erkenntnissen aus der paläontologischen Forschung. Um diese beeindruckende Welt wiederzuerschaffen, habe ich aus zahlreichen Studien zu folgenden Lagerstätten recherchiert:
Ojo Alamo Formation |
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Weitere Lebensräume:
An Land:Die Küsten des Südwestens Im Meer:Pazifik Golfküste Pierre Seaway Atlantik |
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